Gleich zu Beginn ihres einführenden Vortrags macht Dr. Irina Volf vom Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. einige der Erfolgsbedingungen von Armutspräventionsketten deutlich: Politischer Wille sei genauso wichtig wie das Zusammenwirken aller relevanter Akteur*innen im Sozialraum, um die armutspräventive und lückenlose Infrastruktur einer Präventionskette nachhaltig in den Kommunen zu verankern. Außerdem müsse bei der Entwicklung von Angeboten von den Kindern und deren Entwicklungsaufgaben ausgedacht werden. „Auf diese Weise können Armutspräventionsketten dazu beitragen, dass Übergänge von Lebensphasen, beispielsweise von der KiTa in die Schule oder von der Schule in den Beruf, auch armutsbetroffenen Kindern erfolgreich gelingen“, so Irina Volf.
Breites Engagement für die Einführung von Armutspräventionsketten in Hessen
Insgesamt hatten sich über 60 Teilnehmende am 10. Mai zu dem digitalen Fachtag von Hessen-Caritas, Diakonie Hessen und das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. zugeschaltet. Der Fachtag ist bereits der Dritte in einer Reihe zum Thema „Präventionsketten gegen Kinderarmut“ der Veranstalter*innen. „Die große Resonanz auf unsere Fachtage macht deutlich, dass es in zahlreichen Kommunen in Hessen bereits eine Vielzahl von Akteur*innen gibt, die sich für die Etablierung von Armutspräventionsketten stark machen“, freut sich Dr. Felix Blaser, Bereichsleiter bei der Diakonie Hessen und einer der Mitorganisator*innen. Diese Bemühungen bekommen demnächst weiteren Auftrieb: Das Land Hessen hatte im Februar 2022 angekündigt, mit einem eigenen Landesprogramm „Armutspräventionsketten in Hessen“ fördern zu wollen. Am 9. Juni 2022 soll es dazu eine Auftaktveranstaltung geben. „Mit dem Fachtag wollten wir deshalb auch noch einmal in andere Bundesländer blicken, um anhand der dort bereits umgesetzten Programme das hessische Landesprogramm adäquat einordnen zu können“, erläutert Dr. Blaser eines der Ziele der Veranstaltung.
Kommunen aus verschiedenen Bundesländern stellen ihre Programme vor
Nach der vergleichenden Analyse verschiedener Länderinitiativen zu Präventionsketten durch Frau Dr. Volf, kommen deshalb auch Vertreter*innen aus Berlin, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg zu Wort, um von ihren Erfahrungen beim Aufbau von Präventionsketten gegen Kinderarmut zu berichten. Dr. Sandra Born vom Bezirksamt Lichtenberg stellt anhand einer detaillierten Powerpoint-Präsentation die eindrucksvolle Strategie und den strukturellen Rahmen der Präventionskette des Berliner Bezirks vor. Außerdem weist sie auf die Notwendigkeit hin, sich immer wieder zu fragen, was bei Kindern in Armutslagen wirklich ankommt und zeigt auf, ab wann man davon sprechen kann, dass Angebote zur Armutsprävention auch Wirkung zeigen. Martin Debener, Koordinator der Präventionsketten in Nordrhein-Westfalen und Fachreferent beim Paritätischen Wohlfahrtsverband, berichtet im Anschluss daran in einem kurzweiligen und engagierten Vortrag von den Erkenntnissen der Etablierung von Präventionsketten gegen Kinderarmut im hessischen Nachbarland. Danach erzählen Angela Schickler und Ullrich Böttinger in ihrer Funktion als Sachgebietsleitung der kommunalen Präventionsstrategie bzw. Gesamtkoordinator des Präventionsnetzwerkes von den Erfahrungen mit der Implementierung einer systematischen Präventionsstrategie im baden-württembergischen Ortenaukreis. Ihr Beispiel macht deutlich, wie es durch das Zusammenwirken von politischem Willen und dem Engagement relevanter Akteur*innen im Ortenaukreis erfolgreich gelungen ist, ein einstiges Pilotprojekt nachhaltig zu etablieren, strukturell abzusichern und kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Im Anschluss an die Vorträge bekommen die Teilnehmenden die Möglichkeit, in Kleingruppen mit den Referent*innen in den vertieften Austausch zu gehen, weitergehende Fragen zu stellen und im direkten Gespräch von der Expertise und den Erfahrungen der Vortragenden zu profitieren. „Wir hatten einen richtig guten, sehr informativen Austausch. Schade, dass die Zeit schon um ist“ fasst Stefan Baudach, Mitorganisator seitens Hessen-Caritas im abschließenden Blitzlicht die lebhafte Diskussion in seiner Gruppe zusammen. Am Ende der Veranstaltung gibt es viel positives Feedback von den Teilnehmenden in Chat und Padlet. „Das freut uns natürlich sehr. Gleichzeitig ist uns allen aber natürlich auch bewusst, dass es bis zur wirksamen und flächendeckenden Bekämpfung von Kinderarmut noch ein weiter Weg ist“, so Baudach. Bereits jetzt ist deshalb klar, dass es auch einen vierten Teil der erfolgreichen Fachtagreihe geben wird.