Mit der Diagnose Demenz ist nichts mehr so, wie es war – auch für die Angehörigen von Menschen mit Demenz. „Die Welt steht Kopf“ lautet daher auch das diesjährige Motto des Welt- Alzheimertags. Denn auf einmal sind der Alltag und das Miteinander für alle Beteiligten eine Herausforderung. „Gerade bei Menschen mit Demenz ist Teilhabe unverzichtbar“, sagt Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie, zum Welt-Alzheimertag am 21. September. „Die Betroffenen und ihre Angehörigen brauchen Unterstützung durch Beratung, Entlastungsangebote und entsprechende Pflegeorganisationen. Doch es gibt zu wenig ausreichend qualifiziertes Personal und freiwillig Engagierte, um die dringend benötigten Angebote bereitzustellen. Die Wartezeiten für hilfesuchende Menschen werden immer länger. Wir wissen, wie schwierig die Lage bei den pflegenden Familien sein kann, können sie aber nicht im ausreichenden Maß unterstützen.“
Demenzspezifische Landesfachstelle dringend nötig
Die Diakonie Hessen und die Alzheimer-Gesellschaft Hessen sind bereits seit einigen Jahren mit der Landesregierung dazu im Gespräch. Prof. Johannes Pantel, Vorsitzender der Alzheimer-Gesellschaft Hessen sowie Beiratsvorsitzender des Stiftungsfonds DiaDem der Stiftung Diakonie Hessen, sagt: „Wir brauchen eine Landesfachstelle Demenz zum Aufbau lokaler Netzwerkstrukturen, zur Förderung, Koordination und Unterstützung der Teilhabe- und Hilfeangebote für Menschen mit Demenz und ihrer Familien. Die Landesfachstelle ist ein wichtiges Strukturelement und muss mit wohnortnahen Beratungsstellen vor Ort ergänzt werden. Nur so können wir regionale, bedarfsgerechte Angebote fördern und aufbauen.“ Die bisherigen Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Unterstützungs- und Hilfeangebote reichten nicht aus.
Hessisches Demenzkonzept bisher unveröffentlicht
So sieht die Nationale Demenzstrategie vor, dass die Länder eigene Demenzkonzepte entwickeln. Carsten Tag: „Hessen steht hier wie alle anderen Bundesländer in der Pflicht, hat aber bislang kein eigenes Konzept veröffentlicht. Das muss sich ändern.“ Mit der Umsetzung eines Konzeptes auf Landesebene könnten Strukturen, die die gesellschaftliche Teilhabe fördern, aufgebaut und das Beratungs- und Hilfeangebot dem Bedarf entsprechend entwickelt werden. Das Berliner IGES Institut wurde bereits im Juli 2021 von der Hessischen Landesregierung mit der Erstellung des hessischen Demenzkonzeptes beauftragt und hat dieses der Landesregierung Ende 2022 bereitgestellt. „Wir empfehlen der neuen Landesregierung das Thema Demenz weit oben in der Agenda zu haben und die Veröffentlichung sowie die Umsetzung der entsprechenden Maßnahmen zu unterstützen, um so schnell wie möglich den Bedarfen in Hessen nachzukommen“, sagen Carsten Tag und Johannes Pantel abschließend.
Sozial-O-Mat der Diakonie Hessen
Am 8. Oktober sind Landtagswahlen in Hessen. Als Orientierungshilfe zu sozialpolitischen Fragen bietet die Diakonie Hessen erstmals einen Sozial-O-Mat für Hessen an. Vorbild ist der Wahl-O-Mat, der seit 2002 bei Wahlen zum Europäischen Parlament sowie zu Landtags- und Bundestageswahlen von der Bundeszentrale für Politische Bildung angeboten wird. Der Sozial-O-Mat konzentriert sich auf sozialpolitische Themen und gliedert diese in die Schwerpunktthemen Wohnen, Arbeit, Bildung, Gesundheit & Pflege und Migration. Hier können Nutzer*innen auch herausfinden, welche Partei die Pflege in Hessen im Blick hat.
Zum Sozial-O-Mat: Startseite (sozial-o-mat.de)
Hintergrundinformationen zum Thema Gesundheit und Pflege: www.diakonie-hessen.de/sozialomat/
Sie haben Fragen zu diesem Thema? Wenden Sie sich an unsere Expertin
Gabriele Hösl-Brunner
Abteilung Gesundheit, Alter und Pflege
Referentin für gemeinwesenorientierte Altenarbeit, Demenz
Tel.: 069 7947 6371
gabriele.hoesl-brunner@diakonie-hessen.de