So ist z.B. die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt allein in Rheinland-Pfalz laut Kriminalstatistik in den vergangenen zehn Jahren um 20 Prozent gestiegen und lag im Jahr 2023 bei 13.810. Ähnlich sieht es in Hessen aus. Hier wurden im Jahr 2023 12.000 Fälle häuslicher Gewalt erfasst, was einen Anstieg um 4,6% im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Die Diakonie Hessen muss dabei feststellen, dass Schutz- und Beratungsangebote vielerorts nicht ausreichen und geschulte Fachkräfte fehlen. Der Aktionstag soll dabei den Fokus auf langfristige Investitionen, flächendeckende Schulungen und besseren Schutz für betroffene Frauen und Mädchen lenken.
Die heutige Situation in Deutschland – Umsetzung der Istanbul-Konvention
Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen fordert die Diakonie Hessen die formulierten Ziele der Istanbul-Konvention in Deutschland umzusetzen. Dies sind vor allem verbindliche Maßnahmen, um den Schutz von Frauen und Mädchen vor Gewalt sicherzustellen.
In Hessen werden Beratungs- und Schutzangebote für gewaltbetroffene Frauen schrittweise ausgeweitet und der Ausbau von Online-Beratungen erleichtert mittlerweile den Zugang zu einer Erstberatung. Auch Frauenhäuser und Schutzwohnungen haben ihre Kapazitäten aufgestockt, doch der Bedarf ist noch längst nicht gedeckt. So erläutert Sophia Schreiber, Referentin für Gewaltprävention in der Diakonie Hessen: „In Deutschland fehlen weiterhin etwa 14.000 Plätze in Frauenhäusern. Auch besteht ein akuter Mangel an speziell geschultem Personal und viele Frauen finden nur schwer geeignete Unterkünfte für ihre persönliche Situation.“
Forderungen zur Verbesserung des Schutzes
Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen, ergänzt: "Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen fordern wir langfristige Investitionen in den Ausbau von Schutz- und Beratungsangeboten in Hessen. Es ist wichtig, umfassendere Präventionsarbeit zu leisten, insbesondere in Schulen und im digitalen Raum. Für Polizei und Justiz gibt es bereits einige Schulungen im Umgang mit Gewaltbetroffenen, aber flächendeckende und verpflichtende Schulungen wären effektiver. Zudem benötigen wir eine bessere Vernetzung zwischen Polizei, Justiz und Sozialdiensten, um Gewaltopfer effektiv zu unterstützen. Eine verstärkte Sensibilisierung und Schulung von Fachkräften sind unerlässlich."
Hintergrund:
Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen
Der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen entstand bereits 1981, als feministische Aktivistinnen in der Dominikanischen Republik diesen Tag zum Gedenken an die Mirabal-Schwestern wählten. Patria, Minerva und María Teresa Mirabal wurden am 25. November 1960 Opfer des brutalen Trujillo-Regimes, das ihrem unerschütterlichen Einsatz für Freiheit und Gerechtigkeit ein Ende setzte. Seitdem sind sie Symbolfiguren für Mut und den Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt. 1999 erklärten die Vereinten Nationen den 25. November offiziell zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen – ein weltweites Signal, das zu internationaler Zusammenarbeit und einem Bewusstsein für dieses Thema aufruft.
Istanbul-Konvention
Die Istanbul-Konvention ist das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt. Sie enthält umfassende Verpflichtungen zur flächendeckenden Prävention und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt. In Deutschland wurde die Konvention im Februar 2018 ratifiziert, somit sind die formulierten Ziele und Absichten geltendes Recht.
Hinweis:
Ein Interview mit der Leiterin des Frauenhauses in Wiesbaden, Birte Prawdzik, finden Sie hier.
Kontaktdaten:
Sophia Schreiber
Referentin für Gewaltprävention
Abteilung Teilhabe und Inklusion
Mobil +49 163/ 85 17 143
Telefon +49 69/ 7947 6342
sophia.schreiber@diakonie-hessen.de