Pflege braucht Aufwind. Nachdem sich die Arbeitsbedingungen auch im zurückliegenden Jahr vielerorts nicht merklich verbessert haben, stellt die Diakonie Hessen zum Tag der Pflege am 12. Mai ihre Vorschläge für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Versorgung von Menschen mit Hilfe- und Pflegebedarf vor.
„Uns beunruhigt die in Deutschland und in Hessen immer prekärer werdende Versorgungslage von Menschen im Alter mit Unterstützungs- und Pflegebedarf. Eine Umfrage des Devap (Deutscher Evangelischer Verband für Altenarbeit und Pflege e.V.) zeigt, dass etwas mehr als die Hälfte der Pflegeeinrichtungen freie Plätze aufgrund von Personalmangel nicht belegen können, teilweise mussten schon Wohnbereiche geschlossen werden“, erläutert Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen. Die Versorgungssituation in der ambulanten Pflege ist noch prekärer: Über 90 Prozent der Dienste mussten in den letzten sechs Monaten Neukunden ablehnen und fast zwei Drittel konnten im selben Zeitraum der Aufstockung von Leistungen ihrer Bestandskunden nicht nachkommen.
Prekäre Situationen in vielen Bereichen der Pflege
„Der Mangel an Kolleg*innen erschwert die Arbeit der Mitarbeitenden im Dienst und in der Einrichtung und bedeutet eine noch weiter zunehmende Arbeitsbelastung. Hier müssen wir gegensteuern“, ergänzt Bernhard Pammer, Geschäftsführer AGAPLESION Wohnen und Pflegen Süd, und führt fort: „Neben dem Personalmangel ist auch die wirtschaftliche Situation prekär: Durch die hohen Preissteigerungen insbesondere in den für Pflegeeinrichtungen relevanten Bereichen wie Lebensmittel, notwendige externe Dienstleistungen, medizinischer Bedarf, Treibstoffe und vieles mehr, sind die Betriebskosten in den Einrichtungen massiv gestiegen.“
Eine Pflegeeinrichtung kann aber nicht einfach ihre Heimentgelte erhöhen, sondern muss dies in langwierigen Verfahren mit Kostenträgern verhandeln. Bis die Erhöhung der Heimentgelte realisiert ist, vergehen oft Monate, in denen eine Einrichtung die gestiegenen Kosten vorfinanzieren muss. Dies belastet die Liquidität und treibt weiterhin die Kosten für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen in die Höhe.
Forderungskatalog der Diakonie Hessen
„Wir haben eine Forderungskatalog erstellt. Die wichtigste These daraus ist, dass wir eine grundlegende Finanz- und Strukturreform der Pflege brauchen, damit in Zukunft überhaupt noch bezahlbar ist,“ so Carsten Tag. Hannelore Rexroth, Vorstandsvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft ev. Altenhilfe und Pflege (AG EAP), fügt hinzu: „Die bisherigen kleinen Veränderungen greifen nicht weit genug. Sie lösen die strukturellen Probleme in der Pflege nicht. Auch auf Landesebene in Hessen müssen hier Lösungen mit allen Beteiligten gestaltet werden und wo notwendig Forderungen an den Bund weitergeben werden. Wir benötigen dringend mehr Planungssicherheit für Träger, Pflegebedürftige und ihre Angehörigen durch eine tatsächliche Deckelung des pflegebedingten Eigenanteils: Das heißt, alle Pflegebedürftigen beteiligen sich mit einem festgelegten Eigenanteil an der pflege- und krankheitsbedingten Versorgung, alle darüber hinaus gehenden Kosten zahlen Pflege- und Krankenversicherung anteilig. Dies gilt für alle Versorgungsformen gleichermaßen. Aktuell macht genau die gegenteilige Lösung arm!“
Besuche zeigen die Unterstützung für die Pflege
Mit separaten Besuchen in verschiedenen diakonischen Altenhilfeeinrichtungen haben Bischöfin Dr. Beate Hofmann (EKKW), stv. Kirchenpräsidentin Ulrike Scherf (EKHN), Vorstandsvorsitzender Carsten Tag (Diakonie Hessen), Oberkirchenrat Christian Schwindt (Leiter Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN) sowie Oberlandeskirchenrätin Claudia Brinkmann-Weiß (Dezernentin Diakonie und Ökumene der EKKW) auf die Lage aufmerksam gemacht. Bereits am 11. Mai besuchte die hessische Landtagspräsidentin Astrid Wallmann gemeinsam mit Carsten Tag die Mitgliedseinrichtung EVIM.
Kontakt
Bettina Mügge
Referentin Ambulante Pflege
Diakonie Hessen
Tel.: 069 7947 6424
Bettina.muegge@diakonie-hessen.de
HINTERGRUND
Internationaler Tag der Pflege
Der Internationale Tag der Pflege am 12. Mai ist auf den Geburtstag der britischen Krankenschwester Florence Nightingale (geboren am 12. Mai 1820) zurückzuführen. Die Tochter einer wohlhabenden, britischen Familie hat sich schon früh der Pflege kranker Menschen gewidmet und die moderne westliche Krankenpflege begründet. Seit 1967 findet ihr zu Ehren in Deutschland der Tag der Pflege statt.