„Präventionsketten gegen Kinderarmut in Hessen“ lautete der gemeinsam von Hessen-Caritas, Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. und Diakonie Hessen veranstaltete Fachtag, der am 23. April 2021 online stattfand. Fast 100 Trägerverantwortliche und Interessierte trafen sich virtuell, um sich der Frage zu stellen, wie Kinderarmut wirksam verhindert werden kann - und zwar von Beginn an.
Professor Dr. Ernst-Ulrich Huster, Mitautor des zweiten Hessischen Landessozialberichts, sprach zum Thema Armutsprävention und Kinderrechte; Dr. Antje Richter-Kornweitz von der Koordinationsstelle "Präventionskette Niedersachsen" hielt den zweiten Vortrag an diesem Tag, mit dem Titel "In Gesundheit aufwachsen - für alle Kinder". Ergänzt wurden die Vorträge durch Kurzimpulse zu Präventionsketten von Katharina Micheel von der Stadt Wiesbaden sowie Dr. Frank Padberg aus dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration. "Da es in Hessen bisher nur vereinzelt Kommunen wie beispielsweise Wiesbaden gibt, die im Sinne einer Präventionskette arbeiten, müssen wir das Thema Präventionsketten weiter stark machen", erklärte Jörg Klärner, Vorsitzender der Hessen-Caritas, vor der Tagung.
Die Bertelsmann-Studie zur Kinderarmut in Deutschland aus dem Jahr 2020 verdeutlicht die Situation, der zufolge 142.668 arme Kinder und Jugendliche in Hessen leben. „Aufwachsen in Armut begrenzt, beschämt und bestimmt das Leben von Kindern und Jugendlichen – heute und mit Blick auf ihre Zukunft“, so fassen die Autoren der Studie die Auswirkungen von Kinderarmut zusammen. Hinter all diesen Kindern stehen einzelne Schicksale, Kinder die von der Teilhabe in dieser Gesellschaft ausgeschlossen werden, denen grundlegende Rechte verwehrt bleiben. Kinderarmut beschämt uns aber auch als Gesellschaft. In einem reichen Land wie Hessen, darf es keine armen Kinder geben. Im Vergleich zu anderen Bundesländern fehlt es derzeit in Hessen noch an einer integrierten Gesamtstrategie und einer Koordination auf Landesebene.
Der Fachtag hat hierzu erste Impulse geliefert - mit dem Fokus, Präventionsketten in Hessen breit zu verankern. Ziel ist es, in Zukunft Angebotslücken in der Kinder- und Jugendhilfe zu schließen, Netzwerke vor Ort zu stärken und weiterzuentwickeln, Aktivitäten gegen Kinderarmut zu systematisieren und auf kommunaler Ebene Strukturen und Strategien zu verankern, entsprechend der Lebenswirklichkeit der Menschen vor Ort.
Die Hilfesysteme in Hessen sind aktuell in sich geschlossen und Hilfen enden, wenn Kinder ein entsprechendes Alter erreicht haben, oder eine bestimmte Schulform abgeschlossen ist. In der Diskussion hat sich gezeigt, dass nur ein ganzheitliches Hilfesystem, in dem passende Hilfeformen miteinander verbunden werden, Erfolge erzielen kann. Besonders jedoch müssen die Schulen stärker bei der Entwicklung der Präventionsketten einbezogen werden, sodass jedes Kind in Hessen reich an Bildungs- und Entfaltungschancen, reich an Teilhabemöglichkeiten, reich an individueller und passgenauer Förderung wird. Jetzt gilt es, das in der Fachtagung Erarbeitete zu vertiefen und umzusetzen.
Limburg/Wiesbaden/Frankfurt.- 23. April 2021, verantwortlich: Hessen-Caritas
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Hessen-Caritas
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Stichwort „Hessen-Caritas“
Die Hessen-Caritas ist die Arbeitsgemeinschaft der drei hessischen Diözesancaritasverbände Fulda, Limburg und Mainz. Sie vertritt die sozial- und fachpolitischen Interessen der Einrichtungen und Dienste der Caritas gegenüber dem Land Hessen, den politischen Parteien, den hessischen kommunalen Spitzenverbänden, den Sozialleistungsträgern und sonstigen Behörden auf Landesebene. Überdies wirkt sie in der Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Hessen e.V. mit. Mehr als 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie 32.000 ehrenamtlich Tätige unterstützen und helfen in über 1.300 Diensten und Einrichtungen der Caritas.