Theologischer Impuls zum Corona-Sommer

Carsten Tag

„Schön, dass Du wieder da bist!“ So sagen in diesen Tagen viele Menschen zueinander, wenn der oder die andere aus dem Urlaub zurück ist und der Alltag zusammen wieder anfängt.

Eine kleinere oder größere Auszeit, ob am Meer, den Bergen oder einfach mal mehr Zeit in den heimischen vier Wänden, bringt einiges mit sich. Im besten Fall sind es Erholung, ein wenig Abstand zum sonstigen Alltag und neue Perspektiven.

Nun ist es in diesem Sommer bekanntermaßen anders als sonst: Durch die Corona bedingten Einschränkungen fallen Urlaubsreisen vielleicht anders aus als geplant – oder sie entfallen gar komplett.

Und leider gelten die Einschränkungen notwendigerweise auch über die Urlaubswochen hinaus und es ist nicht wieder „alles gut“. Das bedauere ich.
Drängende Fragen begleiten uns nach wie vor: wie schaffe ich es, meine Familie und mich bestmöglich vor einer Ansteckung zu schützen? Wird die Kindertagesstätte, wird die Schule für meine Kinder tatsächlich offen bleiben? Wie gestaltet sich mein Arbeitsalltag mit mobilem Arbeiten, der Reisetätigkeit und, und?

Wir erleben weltweit und eben auch jeder und jede einzelne von uns, dass unser aller Leben nicht allein selbstbestimmt verläuft, nicht immer so, wie ich es mir vorstelle und es gerne hätte.

Wie gehe ich in meiner Selbststeuerung, die ich in Verantwortung mir gegenüber habe, damit um? Erscheint mir doch oftmals nur das als positiv, was ich selbst bestimme, denke und plane.

Die Corona-Zeit erscheint mir da wie eine Übung im Loslassen und im Einüben von Vertrauen: ich muss mich von Vorhaben wie Urlaubsreisen, geplanten Feiern und vielem anderen, was mir bis vor Kurzem noch allzu selbstverständlich schien, verabschieden. Es los-lassen. Und gleichzeitig bin ich eingeladen, immer wieder neu darauf zu vertrauen, dass es einen Weg durch diese Zeit der Einschränkungen und Herausforderungen geben wird.

Einen Weg, den Gott mit mir und mit uns geht. So wie mit den Israeliten damals auf ihrem Zug durch die Wüste nach ihrer Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten, wie es im 2. Buch Mose in Kapitel 13 heißt:

„Und der HERR zog vor ihnen her, am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie Tag und Nacht wandern konnten. Niemals wich die Wolkensäule von dem Volk bei Tage noch die Feuersäule bei Nacht.“

Mögen wir auch jetzt nach dem Sommerurlaub immer wieder neu erfahren, dass Gott auch uns durch diese Wochen und Monate begleitet – jede und jeden einzelnen von uns und uns alle als diakonische Gemeinschaft. Mögen wir immer wieder neu erfahren, dass wir im Vertrauen auf den, der alles trägt und umfasst, loslassen dürfen und schauen können auf das, was ist.

Amen.

Pfarrer Carsten Tag, 24. August 2020