Andacht von Pfarrer Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen
Vor zwei Tagen kommt per Mail die Info: Meine Sitznachbarin in einem Gremium hatte – indirekt – Kontakt zu einer mit Covid-19 infizierten Person…
Aus vollem Lauf abgebremst. Stillstand. Und nun?
Ein ganzes Land, ja ein Großteil der Welt kommt scheinbar grade mehr oder weniger zum Stillstand: Veranstaltungen werden abgesagt; Urlaubsflüge verschoben; Video- oder Telefonkonferenzen abgehalten statt sich im Auto zu einer Sitzung zu begeben. Was die „friday for future“-Bewegung (bis jetzt) nicht geschafft hat: Covid–19 ist es gelungen! Zumindest auf die CO-2-Bilanz müsste sich der Virus positiv auswirken. Immerhin etwas…
Börsenkurse rauschen in den Keller, Supermarktregale sind leer gekauft, Schulen und Kitas werden geschlossen: Ich erlebe wie verletzlich und verwundbar wir sind in unserer so hochtechnisierten Welt! Und gleichzeitig auch, wie vernetzt wir mittlerweile sind! Trotz zahlreicher Grenzschließungen: der Virus überschreitet jede Grenze und macht so deutlich, was wir letztlich sind. Eine Weltgemeinschaft, in der wir miteinander verbunden und aufeinander angewiesen sind. Ungeachtet unserer ethnischen Zugehörigkeit.
In all diesen Unwägbarkeiten erlebe ich mich zurückgeworfen auf die Frage: Was ist wesentlich? Was trägt mich und uns als Gesellschaft, wenn es eng wird: Panik oder entschlossenes und wohlüberlegtes Handeln? Ein „Jeder für sich“ oder gelebte Solidarität?
Aus vollem Lauf abgebremst. Stillstand. Und nun?
Mir hilft ein Blick in die Bibel: Jahrelang habe ich in meinem alten Büro einen Vers aus dem 2. Buch des Timotheus am Fenster vor Augen gehabt.
Da heißt es: „Gott hat uns nicht geschenkt den Geist der Furcht, sondern der Liebe, der Kraft und der Besonnenheit.“
In diesem Sinne grüße ich Sie ganz herzlich
Carsten Tag, Pfarrer und Vorstandsvorsitzender
am 14.03.2020