Kinder- und Jugendarmut wächst
Der Handlungsbedarf ist deutlich: Von Jahr zu Jahr nimmt die Zahl der von Armut Gefährdeten in Hessen zu. Besonders betroffen sind Kinder und Jugendliche. Im Jahr 2018 galten in Hessen insgesamt knapp 16 Prozent der Bevölkerung als armutsgefährdet – bei Kindern und Jugendlichen waren es mehr als 20 Prozent (21,1 Prozent bei den unter 18-Jährigen, 26,5 Prozent bei den 18- bis unter 25-Jährigen). Jedes fünfte Kind bzw. jede*r fünfte Jugendliche ist damit in seinen bzw. ihren Entwicklungschancen und Teilhabemöglichkeiten stark eingeschränkt und kann seine bzw. ihre Rechte nicht wahrnehmen.
Corona-Krise trifft besonders Kinder und Jugendliche aus armen Familien
Kinder und Jugendliche sind von der „Corona-Krise“ besonders betroffen: Mit der Schließung von Kindertagesstätten, Schulen und sozialen Einrichtungen sind wichtige Lern- und Kontaktmöglichkeiten auf einen Schlag entfallen. Für diejenigen, die aufgrund der finanziellen Situation ihrer Familie auf Unterstützung angewiesen sind, ist diese Situation besonders beschwerlich. Die Diakonie Hessen schließt sich daher einer von mehreren Verbänden getragenen Erklärung mit der Forderung an, dass arme Kinder und ihre Familien jetzt mit einer Soforthilfe materiell abgesichert werden sollen.
Priorität für ein gutes Aufwachsen
Eine weitere von zahlreichen Sozialverbänden getragene Erklärung ist die des „Ratschlags Kinderarmut“ (Erklärung). Sie fordert, dass ein gutes Aufwachsen von allen Kindern und Jugendlichen in unserer Gesellschaft jederzeit Priorität haben muss. Die Diakonie Hessen hat sich zum Weltkindertag am 1. Juni 2020 auch dieser Erklärung angeschlossen und damit zugleich ihr Schwerpunktthema zu Kinder- und Jugendrechten eingeleitet (Pressemitteilung zum Weltkindertag).
Kinder- und Jugendarmut vorbeugen - die Forderungen der Diakonie Hessen
- Recht auf armutsfreies Auswachsen: Einrichtung von „Präventionsketten“. Mit ihnen werden auf kommunaler Ebene verschiedene Akteure versammelt, die den Lebensweg von Kindern- und Jugendlichen begleiten und die Infrastruktur im Blick haben. Damit dieses Instrument in Hessen Wirkung zeigen kann, braucht es eine Gesamtstrategie auf Landesebene.
- Recht auf angemessenen Lebensstandard: Die Regelsätze der Grundsicherung für Kinder und Jugendliche müssen erhöht werden. Sie entsprechen nicht dem notwendigen soziokulturellen Existenzminium. Eine einheitliche Kindergrundsicherung ist einzuführen, die sich am Bedarf des Kindes orientiert und seine Existenz sichert.
- Recht auf Gesundheit: Die medizinische Versorgung muss auch für Kinder und Jugendliche ohne Krankenversicherung umfassend und gleichwertig unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus gesichert sein.
- Recht auf Bildung: Kindertageseinrichtungen und Schulen sind institutionell und personell angemessen auszustatten. Geflüchtete Familien müssen sich rasch integrieren und Kinder und Jugendliche in regulären Schulen lernen können. Zur Verbesserung ungenügender Sprachkenntnisse sind weitere Ganztagesangebote für die Deutsch-Förderung einzurichten.
Alle Forderungen aus dem Positionspapier "Unerhört. Sozial. III" zu den Kinder- und Jugendrechten im Überblick