Die aktuelle COPSY-Studie* sowie eigene Befragungen und Berichte aus den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe der Diakonie Hessen zeigen: Kinder und Jugendliche haben in der Pandemie mehr Sorgen und Ängste als zuvor. Berufsvorbereitungskurse oder Praktika fallen genauso wie Freizeitmöglichkeiten weg und neben Einsamkeit und existenzieller Angst vor der eigenen Zukunft bedrückt die jungen Menschen die Sorge um die Gesundheit von Eltern und Großeltern. „Hinzu kommt, dass die Pandemie wie ein Brennglas für bereits bestehende Probleme wirkt“, sagt Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen. Vor allem Kinder und Jugendliche aus sozioökonomisch benachteiligten Familien drohten nun noch weiter abgehängt zu werden. „Es geht jetzt erst recht darum, Benachteiligung zu beseitigen und die Schwächsten zu fördern. Durch die Pandemie bleiben immer mehr Kinder auf der Strecke. Nun geht es aber auch um die Zukunft aller Kinder und Jugendlichen“, sagt Carsten Tag weiter. Auch nach der Pandemie könne es deshalb kein Zurück zu herkömmlichen Strategien im Sinne von „weiter so“ geben.
Damit junge Menschen keine bleibenden Schäden in ihrer Entwicklung und Bildung durch die Pandemie erleiden und lebenslang abgehängt werden, müssten die Kommunen schon jetzt entschieden gegensteuern. Die Diakonie Hessen fordert zur anstehenden Kommunalwahl einen Dreiklang von Schutz, Förderung und Partizipation von Kindern und Jugendlichen und zeigt in seinen Forderungen, wie dies gelingen kann. „Die Kommunen haben es in der Hand: Wer jetzt an Kindern und Jugendlichen spart, läuft Gefahr, ihre und damit unser aller Zukunft aufs Spiel zu setzen“, appelliert auch Peter Röder, Referent für Jugendhilfe und Kinderschutz bei der Diakonie Hessen.
Die Forderungen der Diakonie Hessen an die Kommunen, orientiert an den Hauptsäulen der UN-Kinderrechtskonvention zum Schutz, zur Förderung und Partizipation der Kinder und Jugendlichen, in der Übersicht:
Schutz
- Junge Menschen und ihre Familien benötigen niedrigschwellig zugängliche Beratungsmöglichkeiten u.a. im Bereich des Gewaltschutzes sowie der Erziehungsberatungsstellen und Schieds- bzw. Ombudsstellen
- Armutsrisiken von Kindern und Jugendlichen müssen bekämpft werden, u.a. durch den Aufbau von Armutspräventionsketten, in denen institutionelle Vernetzung und Koordination von Schule, Jugendhilfe, Elternarbeit und freier Trägerschaft abgesichert sind und Familien kontinuierlich begleitet werden
Förderung
- Personelle und materielle Ausstattung von Schulen und Kitas müssen verbessert werden, dazu gehört auch die Bereitstellung von digitaler Infrastruktur und das Training von Lehrer*innen und Schüler*innen mit deren Anwendung
- Trotz der finanziellen Kosten der Pandemie darf gerade jetzt nicht an „freiwilligen Leistungen“ der Kinder- und Jugend(sozial)arbeit gespart werden
- Kommunen sind aufgefordert, geeignete kostenlose Räumlichkeiten für die Gemeinwesenarbeit und die Kinder- und Jugend(sozial)arbeit zur Verfügung zu stellen und somit gerade auch für junge Menschen in benachteiligten Lebenslagen außerschulische Lern- und Bildungsorte zu unterstützen
Partizipation
- Lokale Beteiligungsstrukturen wie z.B. Kinder- und Jugendparlamente müssen installiert und/oder gestärkt und ernstgenommen werden
- Die Partizipation von jungen Menschen mit Behinderungen muss gestärkt werden, u.a. durch inklusive Instrumentarien zur Teilhabe und unabhängige Möglichkeiten der Beschwerde
- Mangelnde Teilhabe aufgrund von Armut muss bekämpft werden, u.a. durch die Einführung von Familienpässen oder Nahverkehrs-Sozialtickets für betroffene Familien und deren Kinder
Weitere Informationen
- Die vollständigen Forderungen der Diakonie Hessen zur Kommunalwahl 2021 in der Broschüre „Unerhört. Sozial. Kommunal“
- Zum diesjährigen Schwerpunktthema der Diakonie Hessen „Kinder- und Jugendrechte“ in der Broschüre „Unerhört. Sozial. III“
- Veranstaltungen zur Wahl unter www.diakonie-hessen.de
- Zu unserer Webseite zum Themenschwerpunkt „Kinder- und Jugendrechte“
- *Zur COPSY-Studie
Ansprechpartner
Peter Röder
Referent für Kinder- und Jugendhilfe
Diakonie Hessen
Tel.: 069 7947 - 6341
Peter.roeder@diakonie-hessen.de