Jugendmigrationsdienste (JMD)

Was sind Jugendmigrationsdienste?

Jugendmigrationsdienste sind ein Angebot der Jugendsozialarbeit. Sie gehen in besonderer Weise auf die Bedarfe die jungen Menschen mit Migrationshintergrund ein.

Auf welchen Rechtsgrundlagen fußt die Arbeit der Jugendmigrationsdienste?

Rechtsgrundlage für die Arbeit der Jugendmigrationsdienste (JMD) ist das SGB VIII mit seinen Regelungen in folgenden Paragrafen:

  • §1: Recht auf Förderung der Entwicklung und Erziehung zu einer eigenver-antwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit
  • § 13 (1): „Jungen Menschen, die zum Ausgleich sozialer Benachteiligungen oder zur Überwindung individueller Beeinträchtigungen in erhöhtem Maße auf Unterstützung angewiesen sind, sollen im Rahmen der Jugendhilfe sozialpädagogische Hilfen angeboten werden, die ihre schulische und berufliche Ausbildung, Eingliederung in die Arbeitswelt und ihre soziale Integration fördern“
  • §§ 5, 8, 9: Wunsch und Wahlrecht, Beteiligung von Kindern und Jugendlichen; Berücksichtigung von Gender Mainstreaming und interkulturelle Aspekte

sowie das Zuwanderungsgesetz mit seinem § 45 des Aufenthaltsgesetzes, in dem die sozialpädagogische Begleitung der jungen zugewanderten Menschen vor, während und nach den Integrationskursen durch die Jugendmigrationsdienste festgeschrieben ist.

Umgesetzt und finanziert werden die gesetzlichen Vorgaben durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) mit Hilfe des Kinder- und Jugendplans des Bundes (KJP) unter der Zweckbestimmung „Integration junger Menschen mit Migrationshintergrund“.

Für wen sind Jugendmigrationsdienste?

Jugendmigrationsdienste sind zuständig für alle jungen Menschen mit Migrationshintergrund im Alter von zwölf bis 27 Jahren, unabhängig davon, ob sie (neu)zugewandert oder in Deutschland geboren sind. Ist es schon für einheimische Jugendliche nicht immer einfach, den Übergang ins Erwachsenenleben konfliktfrei zu gestalten, so ist es für junge Menschen einer anderen Kultur oft ungleich schwerer. Unzählige Herausforderungen müssen bewältigt werden: Ein fremdes Land, eine fremde Sprache, ein unbekanntes Schulsystem, nicht bekannte berufliche Möglichkeiten, kein soziales Umfeld, neue Werte und Normen, unbekannte Unterstützungssysteme und Freizeitangebote etc.

Weitere Zielgruppen der Jugendmigrationsdienste sind die Eltern, die einheimische Bevölkerung und Dienste und Einrichtungen, die für die schulische, soziale, berufliche und gesellschaftliche Integration der jungen Menschen mit Migrationshintergrund relevant sind.

Wie arbeiten Jugendmigrationsdienste?

Jugendmigrationsdienste sind spezialisierte Fachdienste, die ganzheitlich arbeiten. Sie haben den Blick nicht nur auf die Begleitung und Unterstützung der zugewanderten Menschen gerichtet, sondern sie arbeiten auch daran, die einheimische Bevölkerung, die Gesellschaft, besser auf Migration vorzubereiten und so das Zusammenleben und die „Integration“ gelingender zu gestalten. Sie wissen darum, dass die Probleme und Schwierigkeiten nicht allein auf den Migrationshintergrund zurückzuführen sind, sondern dass diese auch mit den Herausforderungen der Jugendphase und oder mit sozialer Ungleichheit in Verbindung stehen.

Was leisten Jugendmigrationsdienste?

Auch wenn viele der jungen Menschen mit Migrationshintergrund keine umfassende Begleitung benötigen, um sich in Deutschland zu Recht zu finden und einzuleben, so ist es dennoch notwendig, frühzeitig präventiv tätig zu werden, um mehrfach belastende Situationen zu vermeiden und die Integrationschancen zu optimieren. Aber auch bei Problemlagen, die sich bereits verschärft haben, sind die Fachkräfte der zwölf JMD der Diakonie Hessen die richtigen Ansprechpartner.

Ausgehend von den im SGB VIII orientierten Grundsätzen und unter Berücksichtigung der migrationsspezifischen Bedarfslagen bieten die JMD folgende Leistungen:

  • Persönliche Beratung (auch nach dem Handlungskonzept Case Management) und Begleitung der jungen Menschen mit Migrationshintergrund zu Fragen rund um Sprache, Schule, Ausbildung/Beruf, Ämter, soziale Kontakte, Freizeit vor, während und nach den Integrationskursen
  • Sozialpädagogische Begleitung der jungen Menschen mit Migrationshinter-grund vor, während und nach den Integrationskursen nach §§ 44, 44a des Aufenthaltsgesetzes und nach den Sprachkursen des Garantiefonds für den Hochschulbereich
  • Beratungsangebote für Eltern zur Stärkung ihrer Erziehungskompetenz insbesondere in Fragen zu Bildung und Ausbildung ihrer Kinder
  • Durchführung von offenen Gruppenangeboten für junge Menschen mit Migrationshintergrund und deren Eltern sowie für einheimische junge Menschen
  • Vermittlung in Angebote für junge Menschen mit Migrationshintergrund im örtlichen Netzwerk und die Mitarbeit bei der Weiterentwicklung dieser Netzwerke
  • Initiierung und Begleitung der interkulturellen Öffnung von Diensten und Einrichtungen in öffentlicher und freier Trägerschaft sowie der Netzwerkpartner
  • Initiierung von anderweitig geförderten Integrationsangeboten
  • Initiierung und Förderung von freiwilligem und bürgerschaftlichem Engagement junger Menschen mit Migrationshintergrund


Was leistet die Fachberatung Jugendmigrationsdienste?

Die Fachberatung Jugendmigrationsdienste der Diakonie Hessen berät, koordiniert und unterstützt die Träger und die Fachkräfte in dem Arbeitsgebiet. Über konzeptionelle Weiterentwicklung, Professionalisierung, Anpassung der Angebote und Beratung über Fördermöglichkeiten trägt sie dazu bei, dass die Finanzierung dieser Arbeit sichergestellt ist.

Was Sie sonst noch wissen sollten

Bildung ist Menschenrecht. Und folglich gibt es dieses Recht auch für die große Zahl der Kinder und Jugendlichen, die entweder im Rahmen der EU-Freizügigkeit oder als begleitete und unbegleitete (minderjährige) junge Flüchtlinge aus dem Ausland nach Hessen zuwandern. Diese Gruppe der sogenannten Seiteneinsteiger sind junge Menschen, die ohne ausreichende Deutschkenntnisse und in der Regel während des laufenden Schuljahres in Deutschland ankommen und in Schulen integriert werden müssen oder wollen. – Was brauchen diese jungen Menschen, damit auch für sie Bildung gelingt? Erfahren Sie hier mehr über das Bildungsland Hessen und das Bündnis "Gute Bildung für alle". Außerdem informiert die LAG Jugendsozialarbeit Hessen und Liga Hessen in einer Stellungnahme zur Bildungssituation von jungen zugewanderten Menschen in Hessen. Um die Bildungssituation der sogenannten Seiteneinsteiger sowie der zugewanderten und einheimischen jungen Menschen zu verbessern, brachte die SPD einen Gesetzentwurf ein, der die Altersgrenze für den Besuch von beruflichen Schulen heraufsetzen sollte. Mehr dazu in dieser Stellungnahme.

Sie wollen beraten werden?

Die Beratung in den Jugendmigrationsdiensten ist freiwillig und kostenfrei. Ihre Fachkräfte unterliegen der Schweigepflicht. Hier finden Sie eine Übersicht der Jugendmigrationsdienste im Gebiet der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Beratungsstellen anderer Trägergruppen finden Sie unter: www.jugendmigrationsdienste.de

Kontakt

Anna Meißner

Jugend und Migration

Tel.: 069 7947-6474
Fax: 069 7947-996474
anna.meissner@diakonie-hessen.de