Pflege soll für jede und jeden da sein. Darauf weisen die beiden Landeskirchen - die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau und die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck - sowie die Diakonie Hessen anlässlich des Tages der Pflege am 12. Mai hin.
„Das Gesundheitssystem ist am Limit, es braucht grundlegende Veränderungen. Trotz eindringlicher Warnungen und vielen Verbesserungsvorschlägen ist bis heute nicht genug geschehen. Das Pflegesystem entspricht noch immer nicht den aktuellen Bedarfen. Es ist zu kompliziert. Viele einzelne Arbeitsbereiche sind zu wenig miteinander verzahnt oder vernetzt“, erläutert Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen.
Und doch werde weiter gepflegt und Care-Arbeit geleistet. Das geschieht in stationären Einrichtungen, in der Tagespflege, in Krankenhäusern und Einrichtungen der Eingliederungshilfe – und es geschieht in vielen, vielen privaten Haushalten. Manchmal unterstützt von einem ambulanten Pflegedienst oder der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) und ganz oft geschultert von Angehörigen, Freund*innen oder Nachbarn.
„Die Situation in der Pflege ist so angespannt wie nie und für Pflegende und Angehörige sehr bedrückend“, beobachtet auch Dr. Beate Hofmann, Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), die in diesem Jahr bereits mehrere stationäre Pflegeeinrichtungen besucht und das Thema Pflegebedürftigkeit in der Familie erlebt hat. „Es wird Zeit, dass Pflege und die Sicherung von Sorgenetzen ganz nach oben auf die politische Agenda kommen. Hier ist die Politik gefragt, aber auch wir alle sind es, denn wir werden Sorgearbeit in unserer älter werdenden Gesellschaft anders organisieren müssen.“ Alle werden ihren Beitrag leisten müssen, finanziell, aber auch ganz praktisch, ist die Bischöfin überzeugt: „Es wird auch Nachbarschaftshilfe, Ehrenamt, geteilte Verantwortung in der Familie brauchen, wenn wir nicht wollen, dass Menschen mit Hilfebedarf einfach allein gelassen werden.“
„Nachwuchs in der Pflege und der Zugang zu Qualifizierungsprogrammen müssen dringend gesichert und flexibilisiert werden – und innovative Beschäftigungsmodelle müssen finanziert werden, um eine konstante und hochwertige Pflege zu gewährleisten“, sagt Ulrike Scherf, stellvertretende Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Sie sagt weiter: „Was ich in zwei Einrichtungen der Diakonie in Nieder-Ramstadt und Breuberg erlebt habe, ist außergewöhnlich, und kann nicht dauerhaft von diesen und anderen Einrichtungen erwartet werden.“ Die Pflegeeinrichtung der Nieder-Ramstädter Diakonie habe sie beeindruckt: Hier fänden Menschen ein wohnliches und menschliches „letztes Zuhause“. Der Leitung gelänge es, die Arbeit dort so attraktiv zu gestalten, dass der Fachkräftemangel quasi nicht spürbar sei. Scherf fährt fort: „Auf der Diakoniestation Breuberg ist es ähnlich: Weitere Teammitglieder finden ihren Weg über persönliche Empfehlungen in die Station. Ich habe dort eine sehr positive Atmosphäre erlebt und viel Vertrauen untereinander. Wahrscheinlich ist das das Geheimnis, wie dieses relativ gesehen kleine Team so große Aufgaben stemmen kann.“
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