Ende November entscheiden die Landessynoden der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) darüber, wie hoch die Kürzungen der Zuweisungen an die Diakonie Hessen ausfallen werden. In der Beschlussvorlage der Kirchenleitungen geht man von 30 Prozent - verteilt über mehrere Jahre - aus. Dieses Thema beschäftigte auch die Mitgliederversammlung der Diakonie Hessen, die am 8. November in Hanau stattfand.
Mit großer Mehrheit nahm das oberste Gremium des Landesverbandes den Antrag eines Mitgliedsvertreters an, in dem die Synodalen beider Landeskirchen gebeten werden, dem Vorschlag der Kirchenleitungen zur Kürzung der Zuweisung in der vorgegebenen Höhe nicht zu folgen. Nur so könne die politische Arbeit und Beratung der Mitgliedseinrichtungen in der bisherigen Qualität fortgeführt werden. „Dass aufgrund der schwindenden Mitgliederzahlen der beiden Kirchen und der damit einhergehenden geringeren Kirchensteuereinnahmen gespart werden müsse, ist allen klar“, sagt Pfarrer Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen. „Allerdings sollte dies nicht in diesem großen Umfang geschehen“. Rund 30 Stellen müssten im Landesverband bei der Umsetzung der Vorschläge sonst wegfallen.
Schwerpunktthema „Assistierter Suizid“
Neben den satzungsgemäßen Regularien wie Jahresabschluss und Entlastung des Vorstands sowie des Aufsichtsrates lag der Schwerpunkt der Mitgliederversammlung der Diakonie Hessen unter der Überschrift „Wir können und müssen übers Sterben reden“ beim Thema „Assistierter Suizid“. In einem Impuls ermutigte Pfarrerin Dr. Angela Rascher die Vertreter*innen der Mitglieder, in ihren Diensten und Einrichtungen die Themen Sterben und Tod aktiv anzugehen. „Dass Menschen sterben werden und wollen, ist in diakonischen Einrichtungen kein Tabuthema“, sagte Dr. Rascher. Diese Kompetenz diakonischer Einrichtungen gelte es ins Gespräch zu bringen, auch beim Thema Assistierter Suizid.
In anschließenden Gesprächsrunden und einer Podiumsdiskussion wurden verschiedene Perspektiven auf das Thema diskutiert. Einig waren sich die Anwesenden, dass Sterbewünsche ernst genommen werden: Menschen werden gehört und gesehen. Dabei prägt eine Grundhaltung, die zum Leben ermutigt und jeder Mensch in jeder Lebenssituation als wertvoll ansieht. Der assistierte Suizid kann daher auch nicht als regelhafte Dienstleistung in diakonischen Einrichtungen und Diensten angeboten werden. Deutlich wurde aber, dass mit dem Thema sensibel und angemessen umgegangen wird.
Eindrückliches Grußwort der Präsidentin des Hessischen Landtags
Mit einem persönlich gehaltenen Grußwort wandte sich die Präsidentin des hessischen Landtags, Astrid Wallmann, direkt an die Vertreter*innen der Mitgliedseinrichtungen: „Die Diakonie Hessen leistet eine für unser Land unverzichtbare Arbeit im Sozial- und Gesundheitswesen. Fast 100.000 Menschen sind in unserem Bundesland im Auftrag der Diakonie tätig – und eine noch viel größere Zahl an Menschen profitiert von den vielfältigen Diensten ihrer Arbeit, beispielsweise im Bereich der Kinder-, Jugend-, Familien-, Alten-, und Behindertenhilfe. Die Arbeit der Diakonie und ihrer Mitglieder gehört zur zentralen sozialen Infrastruktur in Hessen. Ohne sie würde es in vielen Regionen keine ausreichenden und adäquaten Angebote mehr geben. Deshalb möchte ich den vielen haupt- und ehrenamtlich tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Namen aller Abgeordneten des Hessischen Landtages „Danke“ sagen. Ihr Dienst am Menschen ist ungemein wertvoll und kann gar nicht hoch genug geschätzt werden. Ich hoffe deshalb sehr, dass die diakonische Arbeit in Hessen auch in Zukunft so vielfältig und gut aufgestellt sein wird.“
Jahresabschluss Diakonie Hessen 2022
Die Diakonie Hessen mit ihren 242 hauptamtlichen Mitarbeitenden schließt das Jahr 2022 mit einem Ergebnis aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit von etwa 652 Tausend Euro ab. Der Überschuss wird wie immer vollständig in die Rücklagen eingestellt und kommt den gemeinnützigen Zwecken der Diakonie Hessen zu Gute. Erträgen von rund 35 Mio. Euro, die zu rund 49 Prozent in den eigenen Betriebsstätten (Evang. Fröbelseminar, Evang. Freiwilligen-dienste) erwirtschaftet wurden, standen Aufwendungen von rund 34,4 Millionen Euro gegenüber.