Andacht von Thomas Klämt-Bender (Referent Diakonie in der Region) und Eckhard Lieberknecht (Referent Kommunikation)
Der Monatsspruch für den Mai klingt wie ein Leitmotiv für das vielfältige diakonische Engagement der Diakonie Hessen mit seinen Mitgliedern. Er steht in den Sprüchen des Königs Salomo (3, V 27) und lautet:
Weigere Dich nicht dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn es Deine Hand vermag.
Dementsprechend könnte er als Überschrift über dem aktuellen Wimmelbild stehen, dass wir entwickelt haben. Gleichzeitig prägt es die neue Imagebroschüre, die zum Jubiläum herausgegeben wurde.
Das Wimmelbild steht in erster Linie für die Vielfalt diakonischer Arbeit unserer Mitgliedseinrichtungen. Durch die einzelnen Szenen haben wir auf einfache, aber deutliche Weise einen Teil dieser Arbeit dargestellt.
Aber hinter dem Wimmelbild steckt noch mehr. Die Diakonie Hesen selber bildet dabei symbolisch den Rahmen für die Mitgliedseinrichtungen. Sie unterstützt und ermöglicht durch Beratung, Bildung, Vernetzung, Kommunikation oder politische Arbeit die Tätigkeiten der Mitglieder.
Den Rahmen symbolisieren aber auch die vier Gebäude in diesem Bild, die jeweils eine doppelte Bedeutung haben. So steht der Herkules mit den Wasserspielen nicht nur für Kassel bzw. Nordhessen, sondern auch für Kunst und Kultur – ich erinnere hier an die Kunstateliers in unseren Mitgliedsein-richtungen, die sich in der Kunst AG zusammengeschlossen haben. Das Mainzer Schloss steht nicht nur für die Politik, mit der wir zusammenarbei-ten, sondern auch für Rheinland-Pfalz, die Paulskirche nicht nur für Frankfurt, sondern auch für Demokratie und Gesellschaft. Ich erinnere hier an 175 Jahre Diakonie sowie an das erste frei gewählte gesamtdeutsche Parlament im Jahr 1848 und an unser erfolgreiches FIT-Projekt. Die Stadtkirche von Schmalkalden steht dementsprechend für die Kirchen und für die Mitglieder im thüringischen Schmalkalden.
Es ist für uns heute eher ungewöhnlich und methodisch sicher nicht der beste Stil, andere mit Ratschlägen und Lebensregeln über 31 Kapitel zu belehren. Fast wie in einem Benutzerhandbuch für ein gelingendes Leben fordern uns die Weisheiten Salomos auf: Tue dieses, beachte folgendes, unterlasse jenes usw. Dennoch haben die Sprüche Salomos meist einen wahren und tiefen Kern, können Orientierung geben und sind darüber hinaus von Realismus und Milde geprägt.
So spricht uns vor allem der zweite Teil des Satzes an, weil er ein Gespür für unsere Grenzen zeigt und nicht Unmögliches von uns fordert: tue Gutes … wenn es Deine Hand vermag. – Das heißt, wenn es Dir möglich ist, wenn Du die Ressourcen dafür hast.
Die Ressourcenfrage ist in diesen Tagen hoch aktuell und herausfordernd für uns als Verband und ebenso für unsere Mitglieder:
- Denken wir an die Tafeln, die zurzeit die Nachfrage nach Lebensmitteln nicht decken können und Kunden wegschicken müssen.
- Oder an Wohngruppen in der Jugendhilfe, die wegen Personalmangel nicht belegt werden können
- Denken wir an Pflegebedürftige, die aus dem gleichen Grund auf Auf-nahme durch den Pflegedienst warten müssen.
Und auch für uns als Verband wird die Ressourcenfrage wegen der Kirchen-steuerrückgänge in den nächsten Jahren auf verschiedenen Ebenen Ant-worten fordern.
Was kann man tun? Was können wir tun, wenn die Ressourcen knapp sind und noch knapper werden?
Wir schlagen vor, dass wir uns auf das Besinnen, wovon wir als Diakonie etwas verstehen:
Realismus, Barmherzigkeit, Kreativität und Zuversicht
- Realismus, der das klar erkennt, was leistbar ist und es aufrichtig dem Gegenüber benennt. Wir werden „Nein sagen“ lernen müssen.
- Barmherzigkeit, die kluge Bedürftigkeitsprioritäten setzt und die Acht-samkeit übt, mit den eigenen Leistungsgrenzen.
- Kreativität entwickeln, wo bestehende Strukturen nicht mehr tragen. Fürsorgliche Nachbarschaften und aktive Sozialräume können und müssen in den kommenden Jahren einen wichtigen Beitrag leisten. Darin liegt noch viel Potential, das ideenreich gehoben werden kann.
… und nicht zuletzt:
- Zuversicht und Vertrauen darauf, dass diakonisches Engagement Wirkung erzeugt und außerdem motiviert, mitzumachen. Davon berich-ten viele Hoffnungsgeschichten von Mitarbeitenden, Ehrenamtlichen oder Klient*innen in unserer 175 - jährigen Tradition.
Siehe #ausliebe
Amen.