Theologische Gedanken zu Pfingsten

Melanie Keller-Stenzel

Pfingsten – Atem - Heiliger Geist

Außer Atem kommen.
Kennst du das? Ich auch.
Wir leben in einer kurzatmigen Welt.
Ein Termin jagt den nächsten. Atemlos.
Im Moment ist die Situation anders.
Jeder wünscht sich, dass endlich wieder normales Leben möglich ist.
Familie, Freunde und Gemeinde treffen, gemeinsam Zeit verbringen. Sich umarmen.
Wie schön wäre das! Aber es ist anders:
Keine Besuche, keine Versammlungen, keine Gottesdienste.
Abstand zueinander halten.
Das ist ungewohnt. Für viele ist es traurig. Manchen gefällt es.
Das öffentliche Leben ruht. So, als ob alle einmal tief durchatmen!
Ausgerechnet eine Atemwegs-Krankheit zwingt uns, Pause zu machen:
Der Schutz vor Ansteckung mit der Atemwegs-Krankheit Covid 19 prägt den Alltag.
Noch für lange Zeit. Ein langer Atem ist nötig.
Den eigenen Atem bewusst erleben tut gut.
Tief einatmen. Und ausatmen.
Mach das einmal ganz bewusst: Atme tief ein. Und atme wieder aus.
Und noch einmal.
Merkst du? Dein Atem wird ruhiger, dein Puls auch.
Dein Atem ist wie eine heilsame Kraft in dir.
Du atmest. Du kommst zur Ruhe.
Der Atem hält dich lebendig.
Davon erzählt die Bibel ganz zu Beginn: Gott haucht dem Menschen Atem ein.
So ist der Mensch ein lebendiges Wesen. Gott gibt uns Atem, damit wir leben.
Bis zum letzten Atemzug.
An Pfingsten sind die Jünger alle versammelt.
Starker Wind erfüllt das Haus, wo die Jünger zusammen sind.
Im Windhauch kommt der heilige Geist zu ihnen. Plötzlich ist er da.
Ich stelle mir vor: es ist so, als ob Gottes Atem das ganze Haus erfüllt.
Mit einem Mal ist der heilige Geist bei den Jüngern. In einem Windhauch.
Jesus sagt zu den Jüngern: Gottes heiliger Geist ist wie eine Kraft, die euch tröstet.
Der heilige Geist: eine heilsame Kraft von Gott. Für die Jünger. Für dich und für mich.

Vielleicht kennst du das? Du spürst Atem auf deiner Haut. Wie eine heilsame Kraft. Erinnerst du dich: als du ein Kind warst, hat deine Mutter zärtlich auf die Wunde gepustet, wenn du hingefallen bist. Auch ich erinnere mich: der Atem meiner Mutter auf dem schmerzenden Knie. Sogleich wurde es besser.
Bei meinen Kindern habe ich es genauso gemacht. Heilsamer Atem, der tröstet.
So ist Gott zu uns: Wie einen seine Mutter tröstet, so will ich euch trösten sagt Gott.
Gottes heiliger Geist im Windhauch: Als Trost für dich und für mich.
Als heilsame Kraft zum Leben.
Aufatmen erlaubt!
Gesegnete Pfingsten.

Melanie Keller-Stenzel, Pfarrerin
Landeskirchliche Beauftragte für Gehörlose und Hörgeschädigte
der Evangelischen Landeskirche in Baden
Kontakt: Schröderstraße 101, 69120 Heidelberg
deaf@ekiba.de, Tel 06221475342