FAQ - Fragen und Antworten

Fragen und Antworten rund um #wärmespenden und die Situation der Menschen, die auf der Straße leben

Aus welchen Gründen gehen Obdachlose nicht in die Unterkünfte, warum schlafen sie lieber auf der Straße?

Menschen, die schon sehr lange wohnungslos sind, haben oft das Bedürfnis alleine zu sein. Sie ertragen es nicht mehr, mit anderen zusammen in einem Raum zu leben/schlafen. Manche haben in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht: Frauen wurden belästigt und wissen nicht, dass es mittlerweile Fraueneinrichtungen gibt. Früher gab es Zimmer mit 10 Betten und mehr, die Stimmung war gereizt bis gewalttätig, auch das gibt es so nicht mehr. Davon müssen die Menschen aber erst überzeugt werden. Außerdem müssen die Regeln der Einrichtung eingehalten werden, zum Beispiel der Verzicht auf Alkohol oder Drogen. Und das ist für suchtmittelabhängige Menschen fast nicht möglich. Bei manchen Menschen hat sich durch das gefährliche Leben auf der Straße der Tag/Nacht Rhythmus umgekehrt, sie schlafen nachts sehr wenig und unruhig und versuchen eher tagsüber Orte zum Ruhen oder Schlafen zu finden.

Kann es passieren, dass obdachlose Menschen aus Platzgründen in den Unterkünften abgewiesen werden und auf der Straße schlafen müssen?

Im Winter wird niemand aus den Unterkünften abgewiesen bzw. verwiesen. Die diakonischen Einrichtungen öffnen im Winter sogar die Tagesaufenthalte für 24 Stunden und stellen Feldbetten/Isomatten und Schlafsäcke zur Verfügung Es kann aber tatsächlich zu Hausverboten kommen. Diese werden aus Gründen des Selbstschutzes und der Fürsorgepflicht gegenüber den Bewohner*innen ausgesprochen im Fall von körperlicher Gewalt, Drogenkonsum und/oder unzurechenbarem Verhalten aufgrund des Konsums. Diese Menschen werden aber nicht auf die Straße gesetzt. Andere Einrichtungen nehmen sie auf oder, je nach Grund des Hausverbotes, kommt der Aufenthalt in Psychiatrie oder Gewahrsam infrage.

Gibt es bei der Wohnungsnotfallhilfe spezielle Einrichtungen für Frauen?

Wir haben seit Jahren ein gut ausgebautes Hilfesystem für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Frauen. Allerdings repräsentiert die sichtbare Wohnungslosigkeit lediglich die kleinste Gruppe wohnungsloser Frauen. Das Leben auf der Straße ist in der gesellschaftlichen Wahrnehmung nach wie vor den Männern vorbehalten. Alleine und ohne Wohnung zu leben entspricht nicht dem Bild von „Weiblichkeit“ (kein Mann, keine Familie und Wohnung). Frauen sehen sich dadurch zusätzlich noch auf eine andere Art sozialer Erniedrigung und Stigmatisierung ausgesetzt. Dies ist einer der Gründe warum Frauen in der Öffentlichkeit viel weniger in Erscheinung treten. Frauen leben lange Zeit in der sogenannten verdeckten Wohnungslosigkeit, das heißt, sie gehen Zweckbeziehungen ein, die oftmals ausbeuterisch und von Gewalt geprägt sind. Oder sie halten es viel zu lange in familiären Systemen aus, die letztendlich krankmachen. Viele Frauen, die in den Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe Kontakt suchen, sind traumatisiert und psychisch schwer belastet.

Dürfen obdachlose Menschen ihre Haustiere mit in die Einrichtungen nehmen?

Mittlerweile gibt es immer mehr Einrichtungen, die Haustiere erlauben. Haustiere sind oft der letzte Halt, den die Menschen noch haben. Daher ist es wichtig, eine Unterkunft zu finden, die eine Mitnahme ermöglicht.

Was macht die Diakonie Hessen dafür, dass Obdachlose wieder eine eigene Wohnung bekommen?

Die Diakonie unterhält 85 Dienste und Einrichtungen in Hessen, darunter auch zahlreiche Fachberatungen, Formen des Betreuten Wohnen und Übergangswohnheime. Hier wird zum einen präventiv gearbeitet, also damit Menschen erst gar nicht ihre Wohnung verlieren. Zum anderen unterstützen die Sozialarbeitenden von Anfang an die Menschen bei der Suche nach bezahlbarem Wohnraum. Außerdem engagiert sich die Diakonie Hessen in verschiedenen Bündnissen und politischen Gesprächen für sozialen Wohnungsbau und den Erhalt von bezahlbarem Wohnraum.

Haben obdachlose Menschen kostenfreien Zugang zu Gesichtsmasken und Desinfektionsmittel, um sich zu schützen?

Über die Einrichtungen der Diakonie werden wohnungslosen Menschen nach wie vor kostenfrei Gesichtsmasken und Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt. Es gibt eine hohe Spendenbereitschaft engagierter Bürger*innen, wofür wir sehr dankbar sind. Die Tagesaufenthalte und Beratungsstellen sind hoch frequentiert und viele der Menschen sind gesundheitlich vorbelastet. Außerdem sind Masken für die Menschen sehr wichtig, da sie fast ausschließlich mit dem ÖPNV unterwegs sind.

Haben Obdachlose Zugang zu medizinischer Versorgung?

In den Tagesaufenthalten bietet die Diakonie Hessen über das spendenbasierte Projekt „Krank auf der Straße“ kostenfrei medizinische und pflegerische Nothilfen an. Über diesen Weg einer vertrauensbasierten Beziehungsarbeit sollen wohnungslose Menschen an das Gesundheitssystem herangeführt werden. Viele Einrichtungen können durch die Unterstützung dieses Projekts medizinische Versorgung vorhalten. Krankenpfleger*innen versorgen mehrmals wöchentlich Wunden, Psychiater*innen bieten Sprechzeiten an, sogar Zahnärzt*innen kommen regelmäßig in die Einrichtungen. Das ist eine wichtige Arbeit, da wohnungslose/suchtmittelabhängige Menschen in den medizinischen Diensten wie Praxen und Krankenhäusern oft diskriminiert werden und schlechte Erfahrungen gemacht haben.

Was kann ich tun, wenn mir obdachlose Menschen bei kalten Wintertemperaturen auffallen?

Was jeder Mensch tut wenn er/sie einen Menschen in einer Notlage sieht: die Person ansprechen, ob man etwas tun kann. Wer sich das nicht traut, kann eine Hilfeeinrichtung für wohnungslose Menschen informieren oder – so vorhanden - den Kältebus. Streetworkerinnen haben die Möglichgeit die Orte zu besuchen, von denen Sie wissen, dass sich dort eine Person aufhält. Notfalls bzw. abends/nachts kann auch die Polizei informiert werden, welche die entsprechende Einrichtung informieren kann bzw. gesetzlich dazu verpflichtet ist, Abhilfe zu schafffen.

Welche Soforthilfen und Maßnahmen werden durch #wärmespenden finanziert?

#wärmespenden will Menschen unterstützen, die aus den oben genannten Gründen auf der Straße leben. Winterfeste Schlafsäcke sind der Überlebensschutz, aber auch Thermoskannen, Gaskartuschen für Zeltheizungen, Zelte und lange Unterhosen werden finanziert. Also alles, was irgendwie mit Wärme und Winter und draußen leben zu tun hat.

Warum werden obdachlose Menschen nicht in Hotels oder Pensionen untergebracht?

Menschen, die auf der Straße leben, haben häufig starke psychische Probleme. Der Verlust der Wohnung (meistens aus finanziellen Gründen) ist oft schon sehr lange her, sie brauchen für ihren Weg zurück in die Gesellschaft eine verlässliche und professionelle Unterstützung. Die Straßensozialarbeit leistet hierbei viel gute Arbeit. Aber selbst wenn diese gewährleistet wäre, ist eine Unterbringung der wohnungslosen Menschen in Hotels und Pensionen dennoch nicht so leicht umsetzbar. Es scheitert zum einen an der Finanzierung, zum anderen an Hotels, die Zimmer bereitstellen.

Manche Kommunen bringen Menschen tatsächlich auch schon mal in Hotelzimmern unter, wenn die eigentlichen Notunterkünfte belegt sind. So hat Frankfurt im Dezember 2023 über 1.100 Menschen in Hotels untergebracht. Allerdings müssen dann die Kommunen die Kosten für die Unterbringung übernehmen, wohingegen etwa Gemeinschaftsunterkünfte für Geflüchtete zunächst über den Bund und das Land mitfinanziert werden. Für eine Übernahme der Kosten durch das Sozialamt oder Jobcenter müssen bestimmte Kriterien erfüllt und Anträge gestellt werden. Oft übersteigen die tatsächlichen Kosten für die Unterbringung auch die zulässigen Kosten, die durch Sozialamt oder Jobcenter übernommen werden. Außerdem gibt es nur wenige Hotels, die bereit sind, Menschen von der Straße aufzunehmen und langfristig unterzubringen. Hotels, die solche Unterkünfte anbieten, beziehen oft daraus ihre Haupteinnahmen und nehmen (auch aus Sicherheitsgründen) nicht jeden auf. Hier tummeln sich jedoch auch unseriöse Anbieter, die zu überteuerten Preise ihre Unterkünfte bereitstellen.

Nehmen Einrichtungen der Wohnungsnotfallhilfe auch Sachspenden an?

Viele Menschen haben den Wunsch zu helfen. Bitte fragen Sie unbedingt vorher in den Einrichtungen nach, was genau benötigt wird. Die Mitarbeitenden vor Ort haben einen genauen Überblick über die Bedarfe.

Kann man sich ehrenamtlich im Bereich bei der Wohnungsnotfallhilfe engagieren?

Auch hierzu verweisen wir auf die Einrichtungen vor Ort. Die Arbeit mit wohnungslosen Menschen ist sehr komplex und herausfordernd. Vertrauen aufzubauen ist unerlässlich, das heißt, ehrenamtliches Arbeiten muss auf jeden Fall langfristig gedacht werden.

Was bedeutet „Aufsuchende Sozialarbeit“?

Aufsuchende Sozialarbeit ist ein anderer Begriff für Streetwork. Sozialarbeiter*innen sind in öffentlichen Räumen unterwegs, und für Menschen an den Orten ansprechbar, an denen sich diese jeweils aufhalten. Dann kann es gut sein, dass das Beratungsgespräch auf einer Parkbank oder an dem Schlafplatz der wohnungslosen Person stattfindet. Grundlegend ist: da sein, zuhören, Unterstützung anbieten. Oftmals geht es darum, in einem längeren Prozess Beziehung und Vertrauen aufzubauen, bevor Weiteres möglich ist.