Suchtbelastete Familien: Kinder bleiben oft unsichtbar
Diakonie Hessen zum Weltdrogentag am 26. Juni: Leid der Kinder stärker beachten
25.06.2025
Gesundheit der Kinder aus suchtkranken Familien besonders gefährdet
Konsumieren Eltern Drogen, leiden auch die Kinder. Die Diakonie Hessen macht zum Weltdrogentag am 26. Juni nun auf die Situation von Kindern aus suchtbelasteten Familien aufmerksam und fordert dazu auf, genau hinzuschauen. „Kinder, deren Eltern Drogen nehmen, bleiben oft unsichtbar“, sagt Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen. „Die Sucht der Elternteile überlagert meist die Bedürfnisse der Kinder. Sie werden nicht gesehen und schließlich vernachlässigt – nicht nur von den Eltern, sondern oftmals auch vom Umfeld.“
Rund drei Millionen Kinder leben in Deutschland mit mindestens einem suchtkranken Elternteil. Jedes vierte bis fünfte Kind ist damit vom Drogenkonsum seiner Eltern betroffen (siehe hierzu Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Unterstützung von Kindern aus Suchtfamilien). Nathalie Bonnet, Referentin für Suchthilfe bei der Diakonie Hessen, erklärt: „Die meisten Kinder aus suchtbelasteten Familien wachsen in einem Umfeld auf, das von Unsicherheit, Angst, Scham und Überforderung geprägt ist. Viele übernehmen früh Verantwortung, schweigen aus Loyalität – und bleiben dabei selbst auf der Strecke.“ Dabei zeigt die Forschung schon lange: Bekommen Kinder von Elternteilen mit Suchtproblemen keine Unterstützung, haben sie ein deutlich erhöhtes Risiko, selbst psychisch zu erkranken oder später eine Suchterkrankung zu entwickeln. Zudem kann der elterliche Konsum pränatale Schädigungen (z. B. “Fetales Alkoholsyndrom”) oder Vergiftungen beim Kind verursachen. Des Weiteren können die Kinder in der Folge des Drogenkonsums ihrer Eltern psychischen Belastungen, familiärer Instabilität, Vernachlässigung oder Gewalt ausgesetzt sein. Nathalie Bonnet: „Nur frühzeitige Hilfe kann diesen Kreislauf durchbrechen. Deshalb ist es entscheidend, dass diese Kinder gesehen, gestärkt und begleitet werden – in Kitas, Schulen, im sozialen Umfeld und durch eine vernetzte Zusammenarbeit von Jugend- und Suchthilfe.“
Angst vor dem Jugendamt nehmen
Aus Angst ihre Kinder zu verlieren, scheuen sich viele Eltern, Hilfe bei ihrer Suchterkrankung in Anspruch zu nehmen. Gleichzeitig wissen die Mitarbeitenden der Suchthilfeeinrichtungen von ihrer Verantwortung gegenüber den Eltern und den jeweiligen Kindern. Schließlich vernachlässigen nicht alle suchterkrankten Elternteile ihre Kinder. „Dies ist eine sensible Situation. Doch je jünger die Kinder sind, umso wichtiger ist es, dass das Umfeld genau hinschaut und handelt. Die Suchterkrankung der Eltern sollte nicht verschwiegen oder verharmlost werden – zum Schutz des Kindes. Gerade Kinder aus suchtbelasteten Familien brauchen Schutzräume, verlässliche Beziehungen und Menschen, die sie stärken. Wir möchten dazu ermuntern: Schauen Sie genau hin. Es gibt diese Kinder – in allen Gesellschaftsschichten. Sie sind mitten unter uns“, appelliert Carsten Tag. „Wir sollten den Kindern aus suchtkranken Familien verstärkt unsere Unterstützung und Aufmerksamkeit schenken. Lassen Sie uns ihnen zeigen: Sie sind nicht allein. Sie können unbeschwert aufwachsen, ohne die Sorgen ihrer Eltern tragen zu müssen. Mit unserer Hilfe und Fürsorge können sie zu starken und gesunden Erwachsenen heranwachsen“, sagt Carsten Tag abschließend.
Weitere Informationen
Sie vermuten, dass ein Kind unter der Suchterkrankung seiner Eltern leidet? Dann wenden Sie sich an die Kinder- und Jugendberatung oder Suchtberatung in ihrer Diakonie vor Ort.
Zur Einrichtungssuche der Diakonie Hessen
Das Netzwerk für Suchthilfe der Diakonie Hessen
Die Diakonie Hessen verfügt über ein kompetentes Netzwerk an Beratungs- und Behandlungsstellen, Kliniken, Nachsorgeeinrichtungen und Selbsthilfegruppen in Hessen und Teilen von Rheinland-Pfalz. Expert*innen in ambulanten und stationären Diensten bzw. Einrichtungen sowie Betroffene und Angehörige in Selbsthilfegruppen bieten Hilfe und Unterstützung, informieren über das Leben mit und nach der Sucht und begleiten in krisenhaften Lebensphasen. Das Netzwerk (auch genannt Evangelische Landesarbeitsgemeinschaft für Suchthilfe der Diakonie Hessen – kurz ELAS) setzt sich für eine kluge Vorbeugungspolitik ein und leistet z.B. an Schulen und in Unternehmen Aufklärungsarbeit. Der hohe Standard der diakonischen Angebote wird im Rahmen von Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung gewährleistet.
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