Diakonie-Umfrage aus der Praxis zeigt hohe Belastung für pflegende Angehörige
Mehr Entlastung dringend nötig.
06.10.2025
Rund 5,2 Millionen Menschen in Deutschland sind pflegebedürftig – und die große Mehrheit von ihnen wird zu Hause betreut. In etwa 3,1 Millionen Fällen übernehmen Angehörige die Hauptpflege. Doch die Betreuung eines Menschen daheim ist oft mit enormen Herausforderungen verbunden.
Die Diakonie Deutschland hat aktuelle Erfahrungswerte aus der Praxis eingeholt. In einer bundesweiten Umfrage unter mehr als 560 Pflegeberaterinnen und -beratern gaben über 50 Prozent an, dass pflegende Angehörige klaren körperlichen Belastungen ausgesetzt sind. Noch schwerer wiegen jedoch die emotionalen und psychischen Herausforderungen. Drei Viertel (75 Prozent) der Befragten erleben eine hohe emotionale Belastung, knapp 70 Prozent eine psychische. Hinzu kommen dauerhafte zeitliche Bindungen, Einschränkungen im Privatleben, sinkender Kontakt zu Freunden, finanzielle Sorgen sowie die für viele Pflegende schwierige Vereinbarkeit von Pflege und Beruf.
Anlässlich des Europäischen Tages der pflegenden Angehörigen betont Elke Ronneberger, Diakonie-Bundesvorständin Sozialpolitik: „Gerade wird darüber geredet, was man in der Pflegeversicherung einsparen kann. Dabei werden Vorschläge gemacht, die zu Lasten pflegender Angehöriger gehen. Das ist der falsche Weg. Stattdessen muss die Politik pflegende Angehörige entlasten und stärken.“
Häufig zögern pflegende Angehörige, professionelle Unterstützung rechtzeitig in Anspruch zu nehmen, teils aus persönlichen Gründen – zum Beispiel, weil die pflegebedürftige Person Unterstützung von außen ablehnt. Hindernisse sind aber auch finanzielle und bürokratische Hürden, fehlende Informationen und lange Wartezeiten bei passenden Entlastungsangeboten. Laut der Umfrage nutzen pflegende Angehörige am häufigsten Unterstützung bei der Hauswirtschaft, gefolgt von der ambulanten Behandlungspflege und stundenweiser Ersatzpflege durch einen professionellen Dienst.
Damit die häusliche Pflege besser gelingen kann und Pflegende entlastet werden, braucht es aus Sicht der Diakonie Deutschland Hilfe bei der Organisation des Pflegealltags und bei der Beantragung von Leistungen. „Der Zugang zu Leistungen der Pflegeversicherung ist für die betroffenen Menschen kompliziert und undurchschaubar“, so Ronneberger: „Die Inanspruchnahme muss flexibler sein. Aus der Umfrage haben wir auch gelernt, dass pflegende Angehörige aus Kostengründen auf notwendige Leistungen verzichten. Sie wünschen sich wohnortnahe, flexible und bezahlbare Unterstützungsleistungen, die zeitnah zur Verfügung stehen.“
Pflegende Angehörige seien heute und auch in Zukunft die wichtigste Kraft in der pflegerischen Versorgung in Deutschland. „Neben mehr Beratungs- und Entlastungsangeboten benötigen sie auch eine bessere finanzielle Absicherung, beispielsweise durch Lohnersatzleistungen und faire Rentenansprüche“, so Ronneberger.