© Eckhard Lieberknecht
Fachkräftegewinnung im Bildungsbereich:

Fröbelseminar setzt auf internationale Klassen

30.10.2025

Die Gewinnung und Qualifizierung von Fachkräften bleibt eines der zentralen Herausforderungen im sozialpädagogischen Bereich. Um sich über den aktuellen Stand der Berufsausbildung am Evangelischen Fröbelseminar der Diakonie Hessen zu informieren, besuchten der hessische Minister für Kultus, Bildung und Chancen, Armin Schwarz, und Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen, den Schulstandort in Korbach und hatten dabei speziell die praxisintegrierte vergütete Erzieher-Ausbildung (PivA) im Blick.

Nach Angaben von Schulleiterin Ramona Eva Möbius starten jährlich 350 Absolventen der Sozialassistenz- und Erzieher-Ausbildung der Standorte Kassel und Korbach in ihren Beruf. Dies reiche aber bei weitem nicht aus, um den Fachkräftemangel auszugleichen. Daher das Fazit der Direktorin: „Wir müssen mehr auf ausländische Kräfte setzen!“ Während das im Pflegebereich mittlerweile üblich sei, müssten im Erziehungsbereich die Rahmenbedingungen geändert werden, erläutert Ramona Eva Möbius. Gerne würde das Ev. Fröbelseminar als Pilotprojekt für internationale Klassen zur Verfügung stehen. Für die Schule sei es zu aufwändig, sich um Angelegenheiten wie Sprachausbildung oder Visa zu kümmern. Ein weiteres Problem bei der Praxisintegrierten vergüteten Ausbildung sei die Doppelbelastung durch einerseits theoretischen Unterricht in der Schule und andererseits praktischen Einsatz in der Einrichtung. Im aktuellen Modell besuchen die Auszubildenden an drei Wochentagen ihre jeweilige Praxis-Einrichtung und zwei Tage die Schule. Insbesondere die Arbeit vor Ort kostet Ressourcen, da die Auszubildenden durch personelle Engpässe in der Praxis oftmals auch Schichten oder Nachtdienste übernehmen müssen. Zeit und Energie, die dann weniger für das Lernen zur Verfügung stehen. Dies wurde dem Minister auch in den Gesprächen mit den anwesenden Auszubildenden der PivA-Lerngruppe im 2. Ausbildungsjahr deutlich.

Armin Schwarz begrüßte den Ansatz, nach außen zu schauen, verwies aber darauf, dass dafür viele Faktoren zu berücksichtigen seien, die nicht in der Verantwortung der hessischen Landesregierung, sondern in der der Bundesregierung liegen und nannte hier insbesondere das Bleiberecht. Auch hinsichtlich der Frage der Doppelbelastung konnte er keine Aussagen treffen, da eine weiterhelfende Entscheidung nicht in seinem Ministerium getroffen werden kann. Er würde dies aber zeitnah mit der zuständigen hessischen Arbeits- und Integrationsministerin Heike Hofmann abstimmen.

Neue Regelungen bei der Heilerziehungspflege-Ausbildung angemahnt

Carsten Tag (Diakonie Hessen) brachte im Gespräch mit dem Minister einen weiteren wichtigen Punkt für die Ausbildung von Fachkräften ein. Die Heilerziehungspflege (HEP)-Ausbildung umfasst in Hessen insgesamt sieben Jahre. Diese sieben Jahre setzen sich zusammen aus zwei Jahren Schule, zwei Jahren Sozialassistenz-Ausbildung und drei Jahre HEP-Weiterbildung. Voraussetzung ist die Mittlere Reife als Schulabschluss. Während in Nordrhein-Westfalen der Hauptschulabschluss genügt, verlangt Hessen die mittlere Reife als Voraussetzung. „Die Diskussion über eine Öffnung dieser Regelungen ist in vollem Gange – insbesondere mit Blick auf Frauen mit Migrationshintergrund, die durch eine Streichung der Altersgrenze, sie liegt bei 25 Jahren, neue Chancen erhielten. Hier müssen wir nachsteuern,“ mahnte der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Hessen an. Armin Schwarz zeigte sich an dem Ansatz interessiert und nahm die Eindrücke mit nach Wiesbaden.

Ein drittes wichtiges Anliegen war den Gastgebern die Frage nach der Finanzierung von Schulsozialarbeitern an Ersatzschulen. „Wir erleben zunehmend mehr psychische Belastungen und Beeinträchtigungen bei unseren Studierenden, die den Schulalltag erschweren, manchmal sogar unmöglich machen. Geschulte Psychologen würden unsere Lehrkräfte und Auszubildenden in diesen oftmals herausfordernden, kräftezehrenden Situationen unterstützen und stabilisieren,“ so die Direktorin. Angesichts der angespannten Haushaltslage könne er mit Bedauern keine zusätzliche Finanzierung versprechen, so der Minister.


Bildunterschrift: 
Zum Abschluss pflanzten die Gäste gemeinsam mit Leitung und Auszubildenden einen Baum im neu gestalteten Garten.

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