Demenz: Soziale Isolation und Einsamkeit erhöhen Risiko
Menschen mit Demenz brauchen Teilhabe / Vernetztes Gesundheits- und Pflegesystem nötig
18.09.2025
Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen sollen am sozialen Leben teilhaben können
Menschen mit Demenz ziehen sich häufig, oft unfreiwillig, aus dem sozialen Leben zurück. Ein Grund: das Umfeld ist nicht auf Menschen mit Demenz eingestellt. „Menschen brauchen einander – unabhängig von Alter, Gesundheit oder Krankheit. Ein Umfeld zu gestalten, in der Begegnung auch mit Demenz möglich ist, geht uns alle an und lässt sich nur gesellschaftspolitisch lösen“, sagt Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen, zum Welt-Alzheimertag am 21. September. Die Symptome der Alzheimer-Krankheit und anderer Demenzformen stellen für Betroffene und ihre Angehörigen große Herausforderungen dar.
„Menschen mit Demenz haben ein Recht auf Teilhabe – auch bei fortgeschrittener Demenz. Sie sollen so lange wie möglich ihr Leben selbstbestimmt gestalten und am kulturellen, sozialen und öffentlichen Leben teilhaben können – ohne stigmatisiert zu werden“, sagt Carsten Tag weiter. „Es ist unsere gemeinsame Aufgabe dafür Wege zu finden und diese zu gestalten.“ Auch die Angehörigen von Menschen mit Demenz haben mit Einschränkungen zu kämpfen: Wenn Unterstützung und Pflege zunehmend den Alltag bestimmen, bleibt für sie oft kaum noch Zeit für soziale Kontakte. Viele ziehen sich dann, etwa aus Scham oder Überforderung, zurück. Damit gerät nicht nur ihre soziale Teilhabe, sondern auch ihre eigene Gesundheit in Gefahr. Carsten Tag: „Lassen Sie uns auch die Angehörigen von Menschen mit Demenz nicht vergessen. Wer Menschen mit Demenz ausgrenzt, verwehrt auch den Angehörigen Teilhabe am Leben.“ Die Diakonie Hessen setzt sich dafür ein, das Umfeld von Menschen mit Demenz so zu gestalten, dass sie und ihre Angehörigen menschenwürdig leben können.
Verzahnung der Angebote, Unterstützung und Leistungen nötig
„Es braucht vor allem Offenheit gegenüber Menschen mit Demenz und darüber hinaus Strukturen für flexible Angebote und bedarfsgerechte Unterstützungsleistungen“, sagt Carsten Tag weiter. „Wir sollten alles daransetzen, dass Menschen mit Demenz so lange wie möglich in ihrem gewohnten Umfeld leben können. Dies gelingt nur über ein verständnisvolles und unterstützendes Miteinander.“ Es gibt in diakonischen ambulanten, teilstationären und stationären Einrichtungen bereits vielerorts demenzsensible Angebote. Benötigt werden zudem auch mehr wohnortnahe Angebote und verlässliche Sorgenetze im Quartier – und zu deren Aufbau braucht es einen Rahmen sowie gezielte Investitionen in entsprechende soziale Infrastruktur. „Die Politik muss das Gesundheits- und Pflegesystem grundsätzlich angehen, reformieren und Rahmenbedingungen dafür schaffen, Leistungen miteinander zu verzahnen“, sagt Carsten Tag. „Einsamkeit und soziale Isolation, die nicht bewusst gewählt sind, können krank machen. Lassen Sie uns gemeinsam ein soziales und gesellschaftliches Umfeld schaffen, das Menschen mit Demenz Teilhabe ermöglicht, sie sensibel unterstützt und ihre sorgenden Angehörigen entlastet.“
Diakonie Hessen-Schwerpunkt „Einsamkeit“
Die Diakonie Hessen hat dieses Jahr Einsamkeit als Schwerpunktthema. Auf der Themenseite finden Sie Informationen zu den sozialen Faktoren von Einsamkeit, zu diakonischen Angeboten und Publikationen: Zur Themenseite
Zum Thema „Einsamkeit und verdecke Armut“ veranstaltet die Diakonie Hessen am 30. Oktober in Frankfurt zusammen mit den beiden Evangelischen Kirchen in Hessen einen kirchenpolitischen Fachtag: Fachtag der Kirchen: Einsamkeit und verdeckte Armut - Diakonie Hessen. Impulsvorträge halten u.a. die Hessische Sozialministerin Heike Hofmann sowie Autor und Wissenschaftler Dr. Janosch Schobin.
Kontakt

Gabriele Hösl-Brunner
Referentin für gemeinwesenorientierte Altenarbeit und Demenz Abteilung Gesundheit, Alter, Pflege
gabriele.hoesl-brunner@diakonie-hessen.de 069 79476371