Care-Arbeit, also die professionellen wie auch die unbezahlten, überwiegend häuslichen Sorge-Tätigkeiten, wird zum Großteil von Frauen geleistet. Dies zeigt sich insbesondere im Geschlechterverhältnis in Pflege- und Erziehungsberufen. Zum Equal Care Day am 1. März macht die Diakonie Hessen darauf aufmerksam, dass damit die einrichtungsbezogene Impfnachweispflicht, die ab dem 16. März gilt, sich überwiegend an weibliches Personal richtet. „Die große Anzahl der Frauen im professionellen Gesundheits- und Pflegebereich führt dazu, dass eine einrichtungsbezogene Impfnachweispflicht vor allem Frauen trifft“, sagt Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen. „Wir fordern daher, die einrichtungsbezogene Impfnachweispflicht zügig durch die allgemeine Impfpflicht abzulösen.“
Frauen des Pflege- und Gesundheitssektors überdurchschnittlich häufig geimpft
Mit über 90 Prozent sind Pflegefachkräfte schon sehr viel häufiger geimpft, als die Menschen insgesamt in Deutschland. „Anfangs beklatscht und mit einer Einmalzahlung für ihren herausragenden Einsatz belohnt, sollen die Frauen nun wieder vorangehen“, ergänzt Dagmar Jung, Leiterin der Abteilung Pflege bei der Diakonie Hessen. „Die Politik macht es sich zu einfach, wenn sie die Lösung der Corona-Pandemie bei den ohnehin impfeinsichtigen Frauen des Pflege- und Gesundheitssektors sieht.“ Die demnächst für sie geltende einrichtungsbezogene Impfnachweispflicht und der damit verbundene moralische Appell an ihr fachliches und gesellschaftliches Verantwortungsgefühl ständen in der Tradition der allgemeinen Erwartungen an Frauen. Dagmar Jung: „So sinnvoll die Impfpflicht auch ist, so folgt sie mit der gegenwärtigen Lösung doch dem üblichen Zuschreibungsmuster für Frauen - nämlich individuell vorhandene Vorbehalte zugunsten der Sorge für andere zurückzustellen.“
Allgemeine Impfpflicht: Gleichheit und Solidarität zum Schutz gegen Corona
Die Diakonie Hessen fordert zum Equal Care Day, die einrichtungsbezogene Impfnachweispflicht durch die allgemeine Impfpflicht abzulösen. Carsten Tag: „Nur mit einer allgemeinen Impfpflicht lässt sich Gleichheit auch beim Schutz gegen Corona herstellen und Solidarität mit den besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen aufzeigen. Andernfalls muss einmal mehr festgestellt werden, dass Mitarbeitende in den weiblich geprägten Care-Tätigkeiten gegenüber anderen Berufen ungleich behandelt werden, statt die Unterschiede auszugleichen.“