Ein älteres Paar unterhält sich mit einem jüngeren Paar
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Kirche und Diakonie: Im Alter gut versorgt in guter Nachbarschaft

In zwei Modellregionen in Nordhessen setzt das Pilotprojekt Sorgenetze auf bürgerschaftliches Engagement

22.05.2025

Gemeinsam neue Wege gehen

Die Diakonie Hessen und die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) reagieren auf die wachsende Not in der Versorgung und Pflege älterer Menschen. Gemeinsam gehen sie neue Wege, mit dem Ziel, Sorgestrukturen in Nachbarschaften entsprechend zu gestalten. Wie das konkret aussehen kann, wird im Pilotprojekt „Sorgenetze – Sorgestrukturen im Sozialraum neu denken“ erprobt. So genannte Caring Communities (Sorgende Gemeinschaften) teilen die Verantwortung für Menschen mit Unterstützungsbedarf und knüpfen so ein Beziehungsnetz. In den ländlichen Regionen Bad Karlshafen und Witzenhausen in Nordhessen sollen altersgerechte Nachbarschaften unterstützt werden. Aktuell werden lokale Bedürfnisse ermittelt und der Netzwerkaufbau vor Ort vorangetrieben.

Der Bürgermeister von Bad Karlshafen, Marcus Dittrich, setzt im Rahmen des Projektes ein politisches Zeichen. Er wird aufsuchende Nachbarschaftsgespräche führen, um im direkten Austausch mit älteren Menschen mehr über deren Bedürfnisse für das Leben in den eigenen vier Wänden zu erfahren.

„Das Pilotprojekt ist ein guter und wichtiger Ansatz, die Versorgungsstrukturen für ältere Menschen im ländlichen Raum zu verbessern. Daher freuen wir uns und sind dankbar, dass die Stadt Bad Karlshafen von der Diakonie Hessen und der EKKW als eine von zwei Modellregionen ausgewählt wurde. Ich hoffe und wünsche mir, dass sich die betroffenen Menschen und Initiativen vor Ort in das Projekt einbringen, um mehr über die Bedürfnisse zu erfahren, aber auch gemeinsam machbare Lösungen für die Zukunft zu entwickeln“, so Dittrich.

Unsere älter werdende Gesellschaft und der Fachkräftemangel steigern den Druck auf Altenhilfe, Pflege- und Gesundheitsversorgung. Das Projekt „Sorgenetze“ verfolgt das Ziel, Versorgungsstrukturen weiterzuentwickeln. Dafür muss ein engmaschiges Netz an Unterstützungsleistungen geknüpft werden. An den Modellstandorten sammeln die Projektbeteiligten Erkenntnisse über lokale Herausforderungen, Potenziale und Handlungsbedarfe im ländlichen Raum. Auf dieser Basis werden neue Wege aufgezeigt und die beiden Regionen im Sinne altersgerechter Sozialräume gestaltet. Ältere Menschen können dann nicht nur medizinisch, sondern auch sozial und emotional gut versorgt werden. Dafür braucht es die Zusammenarbeit von Pflegekräften, Angehörigen, ehrenamtlich Helfenden und weiteren Akteuren vor Ort.

„An den beiden Modellstandorten soll erprobt werden, wie zukünftig Vernetzung von Familie, Nachbarschaft, Ehrenamt, professionelle Pflege und technologische Unterstützung gelingen kann oder was sie erschwert. Auch Barrieren und finanzielle Anforderungen werden in den Blick genommen“, erläutert Dr. Beate Hofmann, Bischöfin der EKKW. „Die Hoffnung ist, dass wir aus den Erfahrungen in den beiden Kommunen so viel über das Knüpfen von Sorgenetzen lernen, dass wir die Idee auch in andere Regionen übertragen können.“ Sie ergänzt: „Wir engagieren uns als Kirche hier, weil Sorgenetze gelebte Nächstenliebe sind und weil wir den dringenden Bedarf für neue Formen der Unterstützung und Pflegeorganisation für ältere Menschen sehen.“

Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen, führt weiter aus: „Der Kern diakonischer Arbeit ist es, für Menschen in allen Lebenslagen da zu sein. Das Projekt Sorgenetze ist ein Ansatz, sich neue Möglichkeiten zu erschließen. Dabei wollen wir auch Eigenverantwortlichkeit und bürgerschaftliches Engagement stärken. Es geht darum, gemeinsam eine Haltung der Wertschätzung und Anteilnahme zu entwickeln und älteren Menschen die Möglichkeit zu geben, so lange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung zu bleiben.“

Für den erfolgreichen Aufbau der Sorgenetze werden an den beiden Modellstandorten lokale zivilgesellschaftliche Akteure in die Projektarbeit einbezogen. Ziele sind Informationsaustausch und Dialog, Netzwerkaufbau und der Beziehungsaufbau untereinander. Vernetzungs-Workshops machen zum Beispiel bereits vorhandene regional-lokale Angebote und bestehende Bedarfe transparent. Zusätzlich schaffen Befragungen – auf Nachbarschaftsfesten oder am Marktstand - mehr Klarheit über vorhandene und fehlende Ressourcen. Veranstaltungen für ältere Menschen, pflegende Angehörige und andere Interessierte ermöglichen Austausch und informieren über Unterstützungsangebote.

Für das Projekt werden weitere Unterstützer*innen in Bad Karlshafen und Witzenhausen gesucht, die das Projekt mitgestalten. Interessierte können sich an die Projektleitung Nadine Zollet von der Diakonie Hessen wenden.

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Kontakt

Nadine Zollet

Projektreferentin Sorgenetze im Sozialraum neu denken

0561 10953313

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