Psychisch am Limit – Allein, erschöpft, übersehen?
Psychische Gesundheit alleinerziehender Mütter und Väter besonders gefährdet / Tag der psychischen Gesundheit am 10. Oktober
09.10.2025
Psychische Erkrankungen dürfen kein Stigma sein

Alleinerziehende Eltern sind besonders psychischen Belastungen ausgesetzt. „Alleinerziehende Mütter und Väter tragen allein die finanziellen Belastungen, müssen Arbeit und Erziehung vereinbaren und haben kaum Zeit und die finanziellen Mittel zur Regeneration“, sagt Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen, zum Tag der psychischen Gesundheit am 10. Oktober und zum Start der Aktionswoche der psychischen Gesundheit (bis zum 20. Oktober). So berichten Ein-Eltern-Familien doppelt so häufig von depressiven Symptomen wie Eltern, die gemeinsam erziehen (siehe hierzu RKI-Studie zur Gesundheit von alleinerziehenden Müttern und Vätern). Besonders alarmierend: Über 70 Prozent der Alleinerziehenden sind erwerbstätig, doch ihr Äquivalenzeinkommen liegt deutlich unter dem von Paarfamilien (siehe hierzu Zehnter Familienbericht des BMBFSFJ). Mit diesem niedrigeren Einkommen müssen aber genauso alle Kosten für Miete, Haushaltsführung, Kinderbetreuung, Freizeitaktivitäten etc. aufgebracht werden. Mehr als 41 Prozent aller Ein-Eltern-Familien in Deutschland sind sogar armutsgefährdet. Armut und die Bedrohung von Armut sind eine große psychische Belastung. Gleichzeitig schämen sich viele für ihre finanzielle Situation und dass sie auf sich allein gestellt sind. Carsten Tag: „Armut und eine psychische Erkrankung aufgrund der Überlastung dürfen kein Stigma sein. Es ist nicht der Mensch, der hier versagt, sondern es sind die Rahmenbedingungen, unter denen Ein-Eltern-Familien ihr Leben meistern müssen.“
Gezielte Unterstützung alleinerziehender Eltern nötig
Leicht zugängliche Beratungsangebote für Ein-Eltern-Familien gibt es noch immer zu wenig. Was ist mit Unterstützungsleistungen wie haushaltsnahe Dienstleistungen für Alleinerziehende? Wie sieht es mit der flächendeckenden, kostengünstigen Kinderbetreuung – auch in den Ferien – aus? Von flexibleren Kinderbetreuungsmöglichkeiten, leichterem Zugang zu bezahlbarem Wohnraum bis hin zu Angeboten der sozialen Teilhabe und der Regeneration – die möglichen Maßnahmen, die das Leben von Ein-Eltern-Familien erleichtern könnten, betreffen alle Lebensbereiche. Carsten Tag: „Wir sprechen hier von einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, die auf Bundes- und Landesebene beginnt und bei jedem einzelnen endet. Lassen Sie uns ein Umfeld schaffen, das auf alleinerziehende Eltern zugeht und mit Rat und Tat zur Seite steht. Nur wenn wir gemeinsam handeln, können wir dazu beitragen, Ein-Eltern-Familien zu entlasten und ihre psychische Gesundheit zu stärken.“
Die Diakonie Hessen fordert umfassende strukturelle Veränderungen. Einige mögliche Maßnahmen sind:
- Flexiblere, verlässliche und bezahlbare Kinderbetreuung
- Bessere Vereinbarkeit von Care- und Erwerbsarbeit
- Besserer Zugang zu bezahlbarem Wohnraum
- Mehr kostengünstige Angebote zur sozialen Teilhabe und Regeneration
Kontakt

Heidrun Klinger-Meske
Frauen- und Famiiengesundheit
heidrun.klinger-meske@diakonie-hessen.de 0561 10953111