Einsamkeit bei Kindern und Jugendlichen
Kindheit und Jugend sind Lebensphasen voller Veränderungen. Diese Umbrüche machen junge Menschen besonders anfällig für Einsamkeit. In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass Einsamkeit bei Kindern und Jugendlichen ein wachsendes Problem ist.
Isolation für viele Alltag
Einsamkeit unter jungen Menschen ist nicht erst seit der Corona-Pandemie ein Thema – doch die Krise hat das Problem deutlich verschärft. Schul- und Kitaschließungen, eingeschränkte Freizeitmöglichkeiten und fehlende Treffpunkte führten dazu, dass viele Kinder und Jugendliche ihre sozialen Kontakte verloren. Isolation wurde für viele zum Alltag.
Dabei zeigen Studien, dass Einsamkeit bereits vor der Pandemie auf dem Vormarsch war. So belegt die PISA-Studie, dass sich zwischen 2012 und 2018 in fast allen untersuchten Ländern das Zugehörigkeitsgefühl von 15- bis 16-Jährigen in der Schule verschlechtert hat.
Warum Kinder und Jugendliche besonders betroffen sind
Kindheit und Jugend sind Lebensphasen voller Veränderungen – neue Schulen, Freundschaften, körperliche und emotionale Entwicklungen. Diese Umbrüche machen junge Menschen besonders anfällig für Einsamkeit. Die Ursachen sind dabei vielfältig und altersabhängig. Mögliche Ursachen für das Gefühl von Einsamkeit sind soziale Ausgrenzung, die Stabilität von Beziehungen, psychosoziale Belastungen wie die Trennung der Eltern, Diskriminierung (z. B. aufgrund von Geschlecht, Herkunft, Behinderung), Angst vor Ablehnung , fehlende Freundschaften, Mobbing, das Fehlen von romantischen Beziehungen.
Besonders gefährdet sind Jugendliche mit chronischen Erkrankungen oder Behinderungen. Ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist oft eingeschränkt, was es ihnen erschwert, stabile Freundschaften aufzubauen. Die Folge: ein erhöhtes Risiko, sich einsam zu fühlen.
Wenn Einsamkeit krank macht
Einsamkeit zeigt sich nicht immer offen. Studien belegen, dass Einsamkeit bei jungen Menschen mit einer hohen emotionalen Belastung einhergeht. Häufig äußert sie sich durch psychische oder körperliche Symptome – etwa Antriebslosigkeit oder psychosomatische Beschwerden.
Folgen können auch sein: Mentale Abwesenheit, sozialer Rückzug, verändertes Schlaf- und Essverhalten, aggressives Verhalten, starke Abhängigkeit von Personen (Klammern), geringes Selbstwertgefühl, Bindungsstörungen, beeinträchtigte Identitätsentwicklung, Depression. Diese Warnsignale werden oft übersehen oder falsch gedeutet.
Einsamkeit und Demokratiegefährdung: Eine unterschätzte Verbindung
Einsamkeit betrifft nicht nur das persönliche Wohlbefinden – sie kann auch politische Einstellungen beeinflussen. Die Studie „Extrem einsam?“ des Progressiven Zentrums e.V. zeigt: Jugendliche, die sich dauerhaft ausgeschlossen fühlen, neigen häufiger zu antidemokratischen Haltungen und empfinden Politik als fern und irrelevant. Wer sich nicht gehört fühlt, verliert Vertrauen – in sich selbst und in die Gesellschaft. Umgekehrt kann politische Entfremdung die soziale Isolation weiter verstärken.
Demokratie braucht soziale Teilhabe. Nur wenn junge Menschen sich als Teil der Gesellschaft erleben, kann demokratisches Denken wachsen.
Was hilft? Beziehungen, Begegnung, Begleitung
Einsamkeit bei Kindern und Jugendlichen ist ein ernstzunehmendes Phänomen mit langfristigen Folgen. Umso wichtiger ist es, frühzeitig gegenzusteuern. Ein zentraler Schutzfaktor sind stabile Beziehungen – zu Eltern, Fachkräften oder Gleichaltrigen. Sie geben Halt und Zugehörigkeit.
Prävention beginnt im Alltag: Niedrigschwellige, kostenfreie Angebote im Sozialraum – wie Jugendzentren, Familienzentren oder Freizeitangebote – schaffen Räume für Begegnung und Gemeinschaft. Diakonische Träger leisten hier einen wichtigen Beitrag, oft auch mit inklusiven Angeboten für junge Menschen mit und ohne Behinderung.
Doch auch wenn Einsamkeit bereits spürbar ist, gibt es Hilfe: Ambulante und stationäre Erziehungshilfen wie Sozialpädagogische Familienhilfe oder Wohngruppen unterstützen betroffene Kinder, Jugendliche und Familien. Sie helfen, soziale Kompetenzen zu stärken, neue Perspektiven zu entwickeln und Einsamkeit zu überwinden.
Kontakt

Clara-Fee Grigo
Referentin für Kinder- und Jugendhilfe
clara-fee.grigo@diakonie-hessen.de 0561 10953114