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Einsamkeit im Alter

Einsamkeit ist ein Gefühl, das auch ältere Menschen verstärkt erfahren können. Mit dem Eintritt in den Ruhestand, gesundheitlichen Einschränkungen und dem Versterben geliebter Menschen kann ihr Netzwerk schrumpfen. Die Gemeinschaft kann helfen.

Eine Herausforderung für die Gemeinschaft

Einsamkeit betrifft viele ältere Menschen, besonders nach dem Eintritt in den Ruhestand, dem Verlust nahestehender Personen oder durch gesundheitliche Einschränkungen. Wenn soziale Kontakte fehlen oder als unbefriedigend erlebt werden, kann das schwerwiegende Folgen für die körperliche und seelische Gesundheit haben.

Gesellschaftliche und politische Dimensionen

Einsamkeit ist mehr als ein individuelles Problem – sie betrifft das gesellschaftliche Miteinander. Studien zeigen, dass sie das Risiko für Depressionen, Herzkrankheiten und Demenz erhöht. Zudem kann sie gesellschaftliche Spannungen verstärken und populistische Einstellungen fördern.

Pflegende Angehörige besonders betroffen

Menschen, die intensive Pflegearbeit leisten, wie pflegende Angehörige, sind besonders gefährdet, einsam zu werden. Die Pflege beansprucht viel Zeit und Energie, wodurch soziale Kontakte oft vernachlässigt werden – mit negativen Folgen für die eigene Gesundheit.

Angebote zur Unterstützung und Teilhabe

Diakonische Einrichtungen bieten vielfältige Möglichkeiten, Einsamkeit zu begegnen – etwa durch Mehrgenerationenhäuser, Besuchsdienste oder Selbsthilfegruppen. Wichtig ist, dass ältere Menschen nicht nur Hilfe empfangen, sondern auch selbst aktiv werden können. Das stärkt ihr Selbstwertgefühl und ihre soziale Teilhabe.

Politische Maßnahmen

Die Bundesregierung hat 2023 eine „Strategie gegen Einsamkeit“ beschlossen und ein „Kompetenznetz gegen Einsamkeit“ gegründet. Die Akteure im Kompetenznetz setzen sich mit den Ursachen und Auswirkungen von Einsamkeit auseinander und leiten Maßnahmenempfehlungen ab. Die ausreichende Finanzierung zur Umsetzung hingegen, ist – wie so häufig – nicht gegeben.

Präventive Hausbesuche stellen einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung für Menschen dar, die unter Einsamkeitsbelastungen leisten. In Rheinland-Pfalz wird dieser Beitrag unter anderem durch das Landesprogramm „Gemeindeschwester plus“ geleistet. Ziel des Programmes ist es, ältere Menschen ohne Pflegegrad im Kontext von Hausbesuchen umfassend zu beraten und lokale Möglichkeiten der sozialen Teilhabe aufzuzeigen. Dabei werden die zu beratenden Personen auch motiviert, diese Angebote wahrzunehmen und falls nötig, bei der ersten Inanspruchnahme begleitet.

Ein weiterer Schlüssel zur Reduktion von Einsamkeitsbelastungen liegt in der Gestaltung der lokalen Infrastruktur. Diese muss so gestaltet sein, dass Begegnungen ermöglicht werden. Mehrgenerationenhäuser und vielfältige lokale Begegnungsorte sind ein Beispiel hierfür. Ein Blick über den Tellerrand zeigt inspirierende Leuchtturmprojekte. In Dänemark wurde eine „Taskforce gegen Einsamkeit“ etabliert, durch deren Einsatz bereits 34 Begegnungshäuser gebaut wurden, die so gestaltet sind, dass vielfältige Begegnungen der Bewohner*innen im Alltag ermöglicht werden. 

Auch auf kommunaler Ebene wurde der Handlungsbedarf vereinzelt erkannt. Als bundesweit erste Kommune beschäftigt Berlin Reinickendorf etwa seit 2024 eine „Einsamkeitsbeauftragte“. Sie sensibilisiert die lokale Bevölkerung für das Thema, evaluiert lokale Maßnahmen, die Einsamkeitstendenzen entgegenwirken sollen, und erarbeitet lokale Strategien.

Caring Communities – Verantwortung teilen

Die Förderung von lokalen Sorge-Gemeinschaften, sogenannten „Caring Communities“, kann einen erheblichen Beitrag leisten, um Einsamkeitsbelastungen von älteren und allen weiteren betroffenen Personengruppen zu mindern. „Caring Communities“ sind Netzwerke, die darauf abzielen, Einsamkeitserfahrungen zu reduzieren, indem sie eine Kultur der gegenseitigen Fürsorge in einer Gemeinschaft befördern. „Caring Communities“ fördern Nachbarschaftshilfe, gemeinsame Aktivitäten und gegenseitige Unterstützung. Sie schaffen ein Umfeld, in dem sich Menschen gesehen und eingebunden fühlen. Baden-Württemberg unterstützt solche Initiativen bereits mit niedrigschwelligen Förderprogrammen. Auch die Diakonie Hessen hat gerade ein Projekt dazu gestartet. Erfahren Sie mehr dazu auf unserer Projektseite: Sorgenetze - Sorgestrukturen im Sozialraum neu denken - Diakonie Hessen

Was jeder Einzelne tun kann

Jede*r kann helfen, Einsamkeit zu verringern – durch kleine Gesten wie ein Gespräch mit der Nachbarin, einen Spaziergang oder Hilfe im Alltag. Auch die Unterstützung pflegender Angehöriger ist wertvoll. Gemeinsam können wir eine Kultur der Fürsorge und Verbundenheit schaffen.

Kontakt

Nadine Zollet

Projektreferentin Sorgenetze im Sozialraum neu denken

0561 10953313

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