Im gestern veröffentlichten Pflege Report 2021 zeigt sich eine erschreckend erhöhte Sterblichkeit von Pflegebedürftigen in Heimen während der Corona-Pandemie: Die Sterblichkeit lag in der zweiten Pandemiewelle im Herbst im Schnitt um 30 Prozent höher als in den Vorjahren. Ende Dezember betrug die Übersterblichkeit sogar 80 Prozent. Die Schutzmaßnahmen in den Pflegeheimen hätten nicht genügt, "um die im Heim lebenden pflegebedürftigen Menschen ausreichend zu schützen", sagte WIdO-Wissenschaftlerin Dr. Antje Schwinger. Der Pflege Report enthält zudem die Ergebnisse einer Angehörigen-Befragung, die drastische Einschränkungen der sozialen Teilhabe von Pflegebedürftigen in der ersten Pandemiewelle sichtbar macht.
„Diese grundlegende Erkenntnis muss für zukünftige Pandemiekonzepte ebenso berücksichtigt werden wie die deutlichen gesundheitlichen Folgen für die Pflegebedürftigen, insbesondere auch die psychischen Belastungen durch die Isolation. Denn wie eine Angehörigen-Befragung des WIdO mit Blick auf die erste Pandemiewelle ergeben hat, waren die Einschränkungen für pflegebedürftige Menschen im stationären Bereich deutlich spürbar. Für 43 Prozent der befragten Angehörigen war ein persönlicher Kontakt zu den Pflegebedürftigen zwischen März und Mai 2020 nicht möglich. Eine Verschlechterung der geistigen Fitness wie auch der psychischen Gesundheit aufgrund der Corona-bedingten Einschränkungen haben rund zwei Drittel der Befragten wahrgenommen.“
Die Wissenschaftler*innen bestätigen auch unsere Position, dass die gerade beschlossene Pflegereform nicht ausreicht für eine zukünftig bessere Bewältigung der Anforderungen: "Wir sollten - die Situation der Betroffenen vor Augen - die Pandemie zum Anlass für einen breiten gesellschaftlichen Diskurs nehmen, was uns eine menschenwürdige Versorgung im Alter als Gesellschaft wert ist", sagt Schwinger. Auch, um eine erneute generelle Isolierung und damit Gefährdung älterer Menschen zu vermeiden.
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Ansprechpartnerin: Sonja Driebold