Das RKI hat ein Epidemiologisches Bulletin 6|2022 zur Analyse eines SARS-CoV-2-Ausbruchs in einem Alten- und Pflegeheim Epidemiologisches Bulletin 6/2022 (rki.de) veröffentlicht.
Im Mai 2021 kam es in einem Alten- und Pflegeheim in der Oberpfalz zu einem Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus Type 2-(SARS-CoV-2-)Ausbruch.
Obwohl 82% (123/150) der Bewohnerinnen und Bewohner und des Pflegepersonals vollständig* gegen Coronavirus Disease 2019 (COVID-19) geimpft waren, gab es mit 64,7 % (97/150) PCR-positiv Getesteten einen hohen Anteil an SARS-CoV-2-Infektionen.
In einer umfassenden Untersuchung wurden der Antikörperstatus von 106 der 123 (86,2 %) geimpften Personen, darunter 53 der 70 (75,7 %) Impfdurchbrüche, sowie vom Gesundheitsamt übermittelte epidemiologische Daten aller 150 Bewohnerinnen und Bewohner und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Alten- und Pflegeheims ausgewertet.
Eine SARS-CoV-2-Infektion (positive RT-PCR) fand sich bei 56,9 % (70/123) der Geimpften, dagegen bei 100 % (27/27) der nicht oder unvollständig Geimpften. Auch der Anteil an Hospitalisierten (5/123) und Verstorbenen (5/123) war mit jeweils 4,1 % unter den Geimpften deutlich geringer als unter den nicht oder unvollständig Geimpften mit 18,5 % (5/27) Hospitalisierten und 11,1 % (3/27) Verstorbenen.
Auch fanden sich signifikant höhere Viruslasten bei infizierten Ungeimpften im Vergleich zu infizierten Geimpften (p=0,02). Insgesamt konnten bei 99,1% (105/106) der Serumproben, alle von vollständig Geimpften, neutralisierende Antikörper nachgewiesen werden, wobei sich bei Personen, die nach der Impfung eine natürliche
Infektion durchgemacht hatten, signifikant höhere neutralisierende Antikörperwerte (p < 0,001) im Sinne eines Booster-Effekts zeigten.
Die Untersuchung zeigt, dass die COVID-19-Impfung einen Schutz vor Infektion, schweren Krankheitsverläufen und Tod darstellt und wie wichtig die Impfung im Setting Alten- und Pflegeheim zum Schutz vulnerabler Bewohnerinnen und Bewohner ist. Sie zeigt aber auch, dass trotz erfolgter Impfung nicht auf Infektionsschutzmaßnahmen, wie das Ab[1]standhalten, die Einhaltung der Hygieneregeln, das Tragen von Masken, regelmäßiges Lüften (AHA+L) und repetitive Testungen im Bereich von Alten- und Pflegeheimen verzichtet werden sollte, da Infektionen und deren Weitergabe auch bei vollständiger Impfung möglich sind.