Niemand soll allein gehen müssen: Sterben in Würde ermöglichen
Welt-Hospiztag am 11. Oktober / Deutscher Hospiztag am 14. Oktober: Für ein Sterben in Würde braucht es haupt- und ehrenamtliche Sterbebegleitung sowie moderne Medizin und Rahmenbedingungen
10.10.2025
Palliativmedizin und vertrauensvolle Sterbebegleitung nötig
Menschen sollten ihren letzten Lebensweg nicht allein gehen müssen. Eine bedeutende Rolle spielen dabei die psychosoziale und therapeutische Unterstützung. „Als Diakonie Hessen setzen wir uns dafür ein, dass Menschen ihr Leben bis zum letzten Tag gut und selbstbestimmt gestalten können. Damit dies möglich ist, braucht es gute Palliativmedizin und eine vertrauensvolle Sterbebegleitung, sei es im Krankenhaus, zu Hause, in der Pflegeeinrichtung oder im Hospiz“, sagt Carsten Tag, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Hessen, mit Blick auf den Welthospiztag am 11. Oktober sowie den Deutschen Hospiztag am 14. Oktober.
Wichtiger Beitrag: Ehrenamtliche Sterbebegleitung
Neben der professionellen Sterbebegleitung werden viele Angebote durch ehrenamtliche Sterbebegleiter*innen unterstützt. „Ohne die vielen freiwillig engagierten Menschen, die Sterbende auf ihrem letzten Lebensweg begleiten und ihnen so ein menschenwürdiges Sterben ermöglichen, geht es nicht. Sie schenken Sterbenden und auch den Angehörigen Zeit und sind für sie da. Sie hören hin, wenn es manchmal für Angehörige zu belastend sein kann. Sie geben Kraft und Ruhe in einer ungewissen Zeit“, sagt Carsten Tag weiter. „Für viele ist das Sterben nicht mehr Teil des Lebens“, erklärt Matthias Welsch, Theologischer Referent für Hospizarbeit bei der Diakonie Hessen. „Sie wissen nicht, wie man mit Sterbenden lebt. Der Auseinandersetzung mit dem Sterben und dem Tod begegnen viele erst dann, wenn sie unausweichlich ist. Das Sterben in die Normalität zurückzuholen und die Menschen am Lebensende nicht allein zu lassen, ihrer Einsamkeit und dem Rückzug zu überlassen, dies macht eine achtsame Sterbebegleitung aus.“
Wichtiger Diskurs: Moderne Medizin und Rahmenbedingungen
Vorstandsvorsitzender Carsten Tag ergänzt: „Wir müssen gesellschaftlich viele Fragen beantworten: Wie soll Palliativmedizin und Sterbebegleitung zukünftig refinanziert werden? Wie soll mit Wünschen nach einer eigenständigen Beendigung des Lebens umgegangen werden? Eine gesetzliche Neuregelung der Suizidassistenz steht noch aus. Egal wie die Antworten auf diese Fragen lauten werden, es gilt das Versprechen zu halten, dass auch weiterhin menschenwürdiges Sterben mit den Mitteln moderner Medizin und der umfassenden sozialen, palliativen und spirituellen Begleitung für alle Menschen selbstverständlich wird. Der Wunsch nach Suizid darf nicht allein aus der Angst entstehen, nicht mehr selbstbestimmt und schmerzfrei leben zu können“, sagt Carsten Tag abschließend.
Weitere Informationen
Über den Welt-Hospiztag / Deutschen Hospiztag
Mit dem Welt-Hospiztag soll auf die Belange in der Hospiz- und palliativen Versorgung aufmerksam gemacht werden. Der Aktionstag findet jährlich am zweiten Samstag im Oktober statt. Organisator ist der Worldwide Hospice and Palliative Care Alliance (WHPCA) als Netzwerk von nationalen Hospiz- und Palliative Care Organisationen, unterstützt durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Der Deutsche Hospiztag findet immer am 14. Oktober statt und rückt besonders die Belange der Hospizarbeit und Palliativversorgung in Deutschland in den Mittelpunkt. Er wurde vom Deutschen Hospiz- und Palliativverband ins Leben gerufen.
Sie möchten sich engagieren?
Wir möchten dazu ermutigen, selbst aktiv zu werden.
- Sie möchten sich engagieren: Informationen zum freiwilligen Engagement in der Diakonie Hessen
- Sie suchen eine Hospiz-Einrichtung zum ersten Kennenlernen der Hospizarbeit: Zur Einrichtungssuche
- Informationen zum Vorbereitungskurs als ehrenamtliche Sterbehelfende: Ehrenamtlich Sterbende begleiten – in der Hospizarbeit - Diakonie Deutschland
- Informationen zu Hospizarbeit: Was sind Hospizarbeit und Palliativversorgung? - Diakonie Deutschland
- Informationen zur Debatte: Unsere Themenseite zu Lebensende und Sterben
Ehrenamtlich aktiv: Eine Sterbebegleiterin berichtet

Menschen auf ihrem letzten Lebensweg begleiten - für Brigitte Erhardt ist das bereits seit 10 Jahren ein fester Bestandteil ihres Lebens. Die ehrenamtliche Sterbebegleiterin engagiert sich für den Evangelischen Hospiz- und Palliativ-Verein Darmstadt e.V. und nutzt ihre Freizeit, um Menschen in Lebenskrisen und beim Sterben beizustehen.
Nach ihrer Pensionierung hatte sie die Zeit und den Wunsch, weiterhin etwas für und mit Menschen zu tun. Die jahrelange Pflege ihrer dementen Mutter und ein befreundeter Palliativmediziner brachten sie auf die Idee, sich in der Hospizarbeit zu engagieren. Nach einem abgeschlossenen Qualifizierungskurs war für Brigitte Erhardt schnell klar: das ist das richtige für mich.
Sie hört zu, tröstet, hält Hände, strahlt Ruhe aus und ist einfach da. Sie steht den Sterbenden und ihren Angehörigen zur Seite, wenn sie einsam, ratlos oder voller Angst sind, wenn sie eine Hand benötigen oder wenn sie noch ganz viel zu erzählen haben. Für Brigitte Erhardt ist diese Aufgabe eine wunderbare Bereicherung und Erfüllung, die ihr Mut und Gelassenheit gibt, das eigene Leben zu spüren und dessen Herausforderungen anzunehmen – immer mit dem Wissen, den Menschen auf ihrem letzten Lebensweg eine achtsame Unterstützung in Würde und Wärme zu sein.
Kontakt
Pfarrer Matthias Welsch
Theologischer Referent für Hospizarbeit und Diakonisch-Kirchliche Kultur
matthias.welsch@diakonie-hessen.de 069 79476261
Vittoria Brunetti
Referentin für Verhandlungen (teil)stationäre Pflege und Hospizarbeit
Vittoria.brunetti@diakonie-hessen.de 069 79476202